Bei SAP weht ein neuer Wind. Der Softwarekonzern hat ein neues Bewertungssystem eingeführt, das nicht nur die Arbeitsleistung, sondern auch das Verhalten der Mitarbeiter unter die Lupe nimmt.
Führungskräfte sollen ihre Teams künftig nach einem Drei-Zonen-Modell einstufen – von den Leistungsträgern bis hin zu jenen, die sich verbessern müssen.
Das System, das nach einem Pilotprojekt nun konzernweit gilt, soll mehr Leistungsorientierung bringen. Doch die neue Transparenz hat ihren Preis: Viele Mitarbeiter sehen das Bewertungssystem kritisch und fürchten subjektive Beurteilungen.
Kopfnoten für SAP-Mitarbeiter: Was bewertet wird
Die neue Bewertung unterscheidet zwei Hauptkategorien:
- "What": Die Erreichung der vereinbarten Ziele.
- "How": Der persönliche Umgang mit Kollegen, Feedback und Diskussionsbeteiligung.
Mitarbeiter werden daraufhin in drei Zonen eingeteilt:
- "Exceptional Zone" (Blau): Die Top-Performer
- "Achievement Zone" (Grün): Die Mehrheit, die die Erwartungen erfüllt
- "Improvement Zone" (Gelb): Mitarbeitende mit Handlungsbedarf
Mitarbeiter, die in die gelbe Zone fallen, erhalten einen Verbesserungsplan mit klaren Vorgaben. Offiziell gibt es keine festen Quoten für die Einstufung, doch Betriebsräte befürchten eine versteckte Drucksituation. "Die Bewertung des Verhaltens könnte einem Nasenfaktor gleichkommen", warnt ein Mitarbeitervertreter.

Leistungsbezogene Bezahlung: Viel Prozess für wenig Geld?
Ein zentraler Kritikpunkt ist die Verknüpfung der Bewertungen mit Gehaltserhöhungen. SAP hat die Gehälter Anfang 2025 um durchschnittlich 2,4 % angehoben – inklusive leistungsbezogener Anpassungen. Doch laut Kritikern sei der gesamte Prozess "extrem formalisiert, um letztlich wenig Geld zu verteilen".
Die Frage bleibt: Lohnt sich der bürokratische Aufwand für ein System, das finanziell kaum Anreize schafft?
Homeoffice-Regeln verschärft – mehr Präsenz im Büro
Neben der neuen Leistungsbewertung führt SAP ab April auch eine verschärfte Homeoffice-Regelung ein. Mitarbeiter müssen künftig mindestens drei Tage pro Woche im Büro oder bei Kunden arbeiten.
Zwar sind individuelle Absprachen möglich, etwa aus medizinischen Gründen oder bei familiären Verpflichtungen. Doch viele Beschäftigte empfinden die neue Regel als Rückschritt. "Fünf Jahre nach Corona kann das Rad nicht mehr zurückgedreht werden", kommentiert Betriebsratschef Eberhard Schick.
Mehr Kontrolle, aber auch mehr Unsicherheit
Mit dem neuen Bewertungssystem und der Homeoffice-Regelung will SAP eine stärkere Leistungskultur etablieren. Doch die Umsetzung sorgt für Unruhe. Während das Unternehmen betont, dass klare Standards für Fairness sorgen, sehen viele Mitarbeiter die Gefahr einer subjektiven Beurteilung und zusätzlichem Druck.
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