Als der Euro vor über 20 Jahren eingeführt wurde, war die Skepsis groß. Finanzexperten wie Joachim Starbatty, ein prominenter Kritiker der Gemeinschaftswährung, prognostizierten ihr ein schnelles Ende.
Starbatty führte mehrfach Klage vor dem Bundesverfassungsgericht – erst gegen die Einführung des Euro, später gegen die Hilfspakete für Griechenland und den EU-Stabilitätsmechanismus.
Alle Klagen scheiterten. Doch seine Worte hallen nach: 2011 behauptete er, die Eurozone werde entweder schrumpfen oder der Euro hätte nur noch eine begrenzte Lebensdauer von zwei bis fünf Jahren.
Heute wissen wir: Diese Prognosen lagen weit daneben. Statt zu schrumpfen, hat sich die Eurozone erweitert – und mit Kroatien jüngst ein weiteres Mitglied gewonnen.
Der Euro: Ein Erfolgsmodell trotz Krisen
Obwohl der Euro seit seiner Einführung immer wieder auf dem Prüfstand stand, haben sich die düsteren Szenarien der Untergangspropheten nicht bewahrheitet.
Länder wie Estland, Lettland, Litauen und Kroatien sind der Eurozone beigetreten, und auch die Stimmen der Anti-Euro-Parteien wie der AfD sind leiser geworden. Selbst Parteichef Tino Chrupalla zeigte sich im letzten Jahr offen für einen stabilen Euro, „wie es die D-Mark einst war“.
Doch es sind nicht nur politische Veränderungen, die den Euro in einem neuen Licht erscheinen lassen. Die sogenannten „Club Med“-Länder, also die südeuropäischen Staaten, die lange als Problemfälle der Eurozone galten, haben dank der von Angela Merkel geforderten Reformen erhebliche Fortschritte gemacht. Länder wie Spanien, Italien und Portugal mussten harte Reformen durchlaufen – und haben sich wirtschaftlich stabilisiert.
Deutschlands Wandel vom Euro-Gewinner zum Innovationsgezwungenen
Früher galt der Euro für Deutschland als „Billigwährung“. Die Hartz-Reformen unter der Regierung Schröder und die relativ niedrigen Lohnkosten verschafften dem Land einen Wettbewerbsvorteil innerhalb der Eurozone.
Doch diese Zeiten sind vorbei. Seit 2015 steigen die Lohnkosten wieder, und der Verlust des russischen Gases hat die Energiekosten in die Höhe getrieben. Deutschland steht nun vor der Herausforderung, seinen einstigen Kostenvorteil zurückzugewinnen.
Der britische „Economist“ fasst es treffend zusammen: „Zum ersten Mal seit zwei Jahrzehnten hat Deutschland keinen Kostenvorteil gegenüber den anderen Mitgliedern der Eurozone.“ Während die südeuropäischen Länder von ihren Reformen profitieren, gerät Deutschland zunehmend unter Druck. Der Euro zwingt nun die deutsche Wirtschaft, innovativer und produktiver zu werden.
Die Innovationskrise als Chance
Was bedeutet das für Deutschland? Die Antwort liegt in der Fähigkeit, auf neue Technologien und effizientere Produktionsprozesse zu setzen. Subventionen für Energie oder Arbeit mögen kurzfristig helfen, doch langfristig sind sie keine Lösung.
Stattdessen muss die Bundesregierung die Innovationskraft der Wirtschaft fördern und in die Infrastruktur investieren. Hierzu könnten auch modulare Atomkraftwerke gehören, die Deutschland von fossilen Energien unabhängig machen könnten.
Es bleibt festzuhalten: Der Euro war und ist ein Erfolgsmodell – gerade weil er seine Mitgliedsländer immer wieder vor Herausforderungen stellt. In einer Zeit, in der Selbstzufriedenheit und Investitionsfaulheit schnell bestraft werden, wird die Zukunft Deutschlands maßgeblich davon abhängen, wie es auf die aktuellen Herausforderungen reagiert. Der Euro zwingt die Länder zu Reformen, zu mehr Produktivität und zu mehr Innovationskraft.
Der Blick auf die Zukunft
In der politischen Diskussion sollten wir den Fokus weniger auf die Frage legen, ob der Euro ein Erfolg oder Misserfolg ist, sondern darauf, welche Lösungen die Parteien für die drängenden Probleme des Landes anbieten.
Deutschlands Zukunft hängt entscheidend davon ab, wie es seine Produktivitätskrise meistert. Der Euro wird auch in den kommenden Jahren die wirtschaftliche Realität prägen – und die Anforderungen an die Mitgliedsländer nicht geringer machen.