Pflegebedürftigkeit – ein Thema, das in vielen Köpfen gerne auf später verschoben wird. Doch für die Pflegeversicherung gibt es kein „später“. Sie steckt mitten in einer handfesten Finanzkrise. Und das hat Folgen, die uns alle betreffen. Es wird teurer. So viel steht fest.
Die große Frage ist nur: Wie teuer?
Seit ihrer Einführung als „Teilkaskoversicherung“ hat die Pflegeversicherung immer mehr Aufgaben übernommen, die ursprünglich nicht auf ihrem Plan standen. Der Leistungskatalog wurde kräftig ausgeweitet, und immer mehr Menschen haben Anspruch auf Unterstützung. Gute Sache? Ja. Finanziell tragbar? Schwierig.
Die aktuellen Zahlen sprechen Bände: 5,2 Millionen Menschen erhalten Pflegeleistungen – das sind fast doppelt so viele wie noch vor wenigen Jahren. Und mit den Babyboomern, die bald ins Rentenalter rutschen, dürfte es nicht weniger werden. Der Pflegekasse fehlt das Geld, und das ist ein Problem, das nicht einfach mit ein paar Reformen weggewischt werden kann.
Pflegebeitrag: Steigt er weiter?
Aktuell liegt der allgemeine Beitragssatz bei 3,4 Prozent, für Kinderlose sogar bei 4 Prozent. Eine weitere Anhebung ist bereits für 2025 in Planung. „Da geht noch mehr“, heißt es praktisch aus jeder Ecke. Und in der Tat: Die Pflegeversicherung läuft auf ein dickes Defizit zu, wenn nicht schnell gegengesteuert wird.
Aber wie viel mehr können wir uns eigentlich leisten? Schon jetzt zahlen wir über 40 Prozent unseres Einkommens in die Sozialkassen. Und Prognosen sagen: Es wird bald die 50-Prozent-Marke geknackt.
Lesen Sie auch:
Warum wird es immer teurer?
Die Gründe dafür sind vielfältig. Da wäre zum einen der „Heimsogeffekt“ – klingt lustig, ist es aber nicht. Die Pflegeversicherung übernimmt inzwischen einen erheblichen Teil der Heimkosten, was dazu führt, dass Angehörige ihre Pflegebedürftigen früher ins Heim geben. Das entlastet vielleicht kurzfristig die Familien, treibt aber langfristig die Kosten der Pflegeversicherung in die Höhe.
Und dann sind da noch die steigenden Löhne im Pflegebereich, die zwar berechtigt sind, aber eben auch bezahlt werden müssen. Kurz gesagt: Die Ausgaben steigen, und die Einnahmen können da nicht mehr Schritt halten.
Reformstau und politische Flickschusterei
Die Frage, die im Raum steht: Warum hat niemand etwas getan? Nun ja, es wurde ja etwas getan. Nur leider hat man die falschen Schrauben gedreht. Seit Jahren diskutieren Politik und Experten darüber, wie die Pflegeversicherung nachhaltig stabilisiert werden könnte.
Aber der Druck wächst, und bislang hat keine Regierung den großen Wurf gelandet. Was bleibt, sind kleine Anpassungen, die das System bestenfalls kurzfristig über Wasser halten.
Lauterbach hat zwar versprochen, „in Kürze“ neue Vorschläge zu präsentieren, doch was wirklich kommen wird, steht in den Sternen. Und selbst wenn, wird das ausreichen? Zweifel sind angebracht.
Was bedeutet das für uns?
Für Arbeitnehmer heißt das vor allem eins: Es wird teurer. Nicht nur in der Pflegeversicherung, auch in der Kranken- und Rentenversicherung stehen Beitragsanhebungen ins Haus.
Und damit steigen die Sozialabgaben weiter. Schon jetzt warnen Experten, dass wir bald bei einer Quote von 50 Prozent landen könnten. Das heißt: Die Hälfte des Einkommens geht direkt an den Staat – und das ist eine Belastung, die viele spüren werden.