10. März, 2025

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Raisin auf dem Weg an die Börse?

Warum das Berliner Fintech noch zögert – und was Investoren wissen müssen.

Raisin auf dem Weg an die Börse?
IPO in Sicht? – Das Berliner Fintech Raisin erwirtschaftet mittlerweile Umsätze von bis zu 30 Millionen Euro pro Monat. Doch ob die Zahlen für einen erfolgreichen Börsengang ausreichen, bleibt offen.

Das Fintech-Unternehmen Raisin, bekannt für seine Zinsplattform Weltsparen, steht unter besonderer Beobachtung: Die Geschäftszahlen stimmen, die Expansion läuft – doch für einen Börsengang ist das Unternehmen offenbar noch nicht bereit.

Warum CEO Tamaz Georgadze auf Zeit spielt und welche Hürden es für ein erfolgreiches IPO gibt.

Press Archive - Raisin Bank

Es gibt diese Namen in der deutschen Start-up-Szene, die regelmäßig fallen, wenn es um mögliche Börsenkandidaten geht. Raisin gehört zweifellos dazu.

Das Berliner Fintech, das Anlegern den Zugang zu attraktiven Zinsangeboten von Banken in ganz Europa erleichtert, wächst kräftig und schreibt schwarze Zahlen. Trotzdem bleibt das Unternehmen zurückhaltend, was ein konkretes Datum für den Gang aufs Parkett betrifft.

Wachstum und Profitabilität: Raisins beeindruckende Entwicklung

Ein Blick auf die jüngsten Geschäftszahlen zeigt, warum Raisin als Börsenkandidat gehandelt wird: Nach Insider-Informationen erwirtschaftete das Unternehmen zuletzt einen Umsatz von 25 bis 30 Millionen Euro pro Monat.

Das ist nahezu doppelt so viel wie noch im Geschäftsjahr 2023, als der gesamte Jahresumsatz bei rund 160 Millionen Euro lag. Die Zahlen belegen, dass Raisin sich als eines der wenigen europäischen Fintechs etabliert hat, das nicht nur wächst, sondern auch profitabel arbeitet.

Hinter diesem Erfolg steckt ein einfaches, aber effektives Geschäftsmodell: Über die Plattform Weltsparen vermittelt Raisin Spar- und Festgeldprodukte von Banken in ganz Europa.

Dabei profitiert das Unternehmen von der Zinswende der vergangenen Jahre – denn je attraktiver die Zinsen, desto größer das Interesse der Anleger. Zusätzlich hat Raisin sein Geschäft diversifiziert und bietet inzwischen auch ETFs sowie Krypto-Anlagen an.

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Doch trotz dieser positiven Entwicklung geht das Unternehmen beim Börsengang nicht aufs Ganze. Die Devise: Erst weiteres Wachstum, dann der IPO.

Warum Raisin noch wartet

Ein Börsengang ist nicht nur eine Frage der Zahlen, sondern auch der Marktstimmung. Und hier zeigt sich aktuell ein schwieriges Bild. Zwar hat sich die Lage an den Kapitalmärkten nach der Zinserhöhungswelle der Notenbanken stabilisiert, doch der Appetit der Investoren auf Fintech-Aktien bleibt verhalten.

Die Bewertung von Technologieunternehmen ist insgesamt zurückhaltender als noch vor einigen Jahren – ein Aspekt, den Raisin-CEO Tamaz Georgadze und seine Investoren genau beobachten.

Insidern zufolge strebt Raisin eine mittlere einstellige Milliardenbewertung an. Doch um diese Marke zu erreichen, will das Unternehmen zunächst weiterwachsen und seine Marktposition ausbauen. Eine zentrale Frage bleibt dabei, wie nachhaltig das aktuelle Geschäftsmodell in einem sich wandelnden Marktumfeld bleibt.

Raisin schreibt zwar schwarze Zahlen, doch Skalierbarkeit und zukünftiges Wachstum bleiben entscheidend. Analysten warnen, dass regulatorische Risiken und Wettbewerbsdruck die Margen schmälern könnten.

IPO oder strategischer Investor?

Neben einem klassischen Börsengang gibt es für Raisin auch Alternativen. Ein Verkauf an einen strategischen Investor könnte eine Option sein, sollte sich die Bewertung am Kapitalmarkt nicht in die gewünschte Richtung entwickeln. In der Vergangenheit hat Raisin bereits namhafte Geldgeber an Bord geholt, darunter die Deutsche Bank und PayPal.

Für die bisherigen Investoren – darunter namhafte Wagniskapitalgeber wie Index Ventures und Ribbit Capital – wäre ein Börsengang die naheliegendste Möglichkeit, ihre Anteile gewinnbringend zu verwerten. Doch auch sie dürften Geduld haben, wenn es darum geht, den optimalen Zeitpunkt für den Exit zu finden.

Der Markt im Wandel – Risiken und Chancen für Raisin

Trotz aller Erfolge ist Raisin nicht frei von Herausforderungen. Die Abhängigkeit vom Zinsumfeld bleibt ein Risikofaktor. Sollte die Europäische Zentralbank ihre Zinspolitik ändern und die Zinsen mittelfristig wieder senken, könnte das Interesse an den Produkten von Weltsparen nachlassen.

Zudem wächst der Wettbewerb: Andere Fintechs und Banken bauen eigene Plattformen auf, um Direktkunden ohne Zwischenhändler zu gewinnen.

Andererseits könnte Raisin von einer zunehmenden Konsolidierung im Fintech-Sektor profitieren. Viele kleinere Anbieter haben in den letzten Jahren Schwierigkeiten bekommen, sich am Markt zu halten. Raisin könnte diese Schwäche nutzen, um seine Marktposition durch Übernahmen weiter zu stärken.

Wann fällt die Entscheidung?

Ein Raisin-Börsengang scheint nur eine Frage der Zeit zu sein. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind solide, das Wachstum stark. Doch CEO Tamaz Georgadze setzt auf eine vorsichtige Strategie: Erst wenn das Unternehmen die angestrebte Bewertung erreichen kann, wird ein IPO ernsthaft in Betracht gezogen.

Ob das noch 2025 oder erst 2026 passiert, hängt von vielen Faktoren ab – nicht zuletzt von der Entwicklung an den Kapitalmärkten. Klar ist aber: Raisin hat sich als eines der erfolgreichsten Fintechs Europas etabliert und bleibt ein heißer Kandidat für das nächste große deutsche Börsen-Listing.

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