19. März, 2025

Finanzen

Ist die britische Neobank Revolut eine Gefahr für etablierte Banken?

Mit einem aggressiven Tagesgeldangebot steigt Revolut in den deutschen Markt ein. Die Neobank setzt auf Wachstum, während klassische Banken unter Druck geraten. Doch wie nachhaltig ist das Modell?

Ist die britische Neobank Revolut eine Gefahr für etablierte Banken?
Revolut lockt mit einem befristeten Tagesgeldangebot von 2,5 % Zinsen, doch unklar bleibt, wie attraktiv die Konditionen nach Ablauf der Aktion sein werden.

Die britische Neobank Revolut startet nun auch in Deutschland mit einem Tagesgeldangebot und will damit die etablierten Banken herausfordern.

Kunden, die zwischen dem 17. März und dem 12. Mai ein Tagesgeldkonto eröffnen, erhalten 2,5 Prozent Zinsen auf Guthaben bis 100.000 Euro – tägliche Zinsgutschrift inklusive. Doch das Angebot hat ein Verfallsdatum und die langfristige Strategie des Unternehmens wirft Fragen auf.

Markteintritt mit Strategie: Lockzinsen als Wachstumsmotor

Mit dem neuen Sparprodukt will Revolut neue Kunden gewinnen und bestehende Bestandskunden enger an sich binden. Die Voraussetzung für das Angebot ist eine deutsche IBAN, die das Unternehmen seit Ende 2024 bereitstellt.

Damit stellt sich Revolut in direkte Konkurrenz zu deutschen Banken und Neobanken wie N26 oder Trade Republic, die mit ähnlichen Tagesgeldmodellen agieren.

Laut Revolut-Manager Antoine Le Nel sei das Produkt eine logische Erweiterung des Portfolios.

"Eine Bank kann nicht ohne Sparprodukte auskommen," erklärt er.

Das Unternehmen wachse in Deutschland bereits stark – mit 90.000 bis 100.000 Neukunden pro Monat. Doch ist diese Wachstumsstrategie nachhaltig oder nur ein kurzfristiger Hype?

Einlagen bei Revolut sind nur über das litauische Sicherungssystem geschützt. Ob das deutsche Kunden überzeugt, bleibt fraglich.

Revoluts rasanter Wachstumskurs und die Konkurrenz

Weltweit hat Revolut mittlerweile über 50 Millionen Kunden, die sich vor allem für das Multiwährungskonto und den Handel mit Aktien, ETFs und Kryptowährungen interessieren.

In Deutschland konkurriert Revolut nicht nur mit Neobanken, sondern vor allem mit klassischen Geldhäusern wie ING Deutschland und DKB. Im Vergleich dazu gewann die ING 2024 rund 570.000 neue Kunden – Revolut könnte mit seiner aktuellen Wachstumsrate schnell aufschließen.

Doch der aggressive Wachstumskurs hat seine Schattenseiten. Anders als etablierte Banken verfügt Revolut nicht über eine deutsche Banklizenz, sondern nutzt eine aus Litauen. Das bedeutet, dass Kundeneinlagen bis 100.000 Euro über das litauische Einlagensicherungssystem abgesichert sind – eine Regelung, die viele Sparer skeptisch betrachten.

Wie riskant ist Revoluts Strategie?

Revolut setzt vor allem auf befristete Sonderkonditionen, um neue Kunden anzulocken. Doch solche Angebote haben in der Regel einen Haken: Sobald die Zinssätze nach der Werbeaktion sinken, ziehen viele Kunden ihr Geld ab und wechseln zur nächsten Bank mit besseren Konditionen.

Oliver Maier, Geschäftsführer von Verivox Finanzvergleich, erklärt: "Viele Banken setzen gezielt auf Aktionszinsen, um kurzfristig Kunden zu gewinnen, ohne dauerhaft hohe Kosten tragen zu müssen." Das bedeutet, dass agile Anleger profitieren, während treue Kunden am Ende schlechtere Konditionen erhalten könnten.

Revolut gegen traditionelle Banken: Wer hat die besseren Karten?

Laut Le Nel liegt die wahre Konkurrenz von Revolut nicht bei anderen Neobanken wie N26 oder Trade Republic, sondern bei traditionellen Geldhäusern. "Wir sind hier, um mit den klassischen Banken zu konkurrieren," betont er.

Doch genau hier dürften sich für Revolut langfristig Probleme auftun. Während etablierte Banken ihre Gewinne aus klassischen Spar- und Kreditgeschäften ziehen, bleibt Revolut stark abhängig von Provisionseinnahmen durch Kartenzahlungen und Investments.

Langfristig stellt sich die Frage, ob das Geschäftsmodell tragfähig ist oder ob Revolut immer wieder auf kurzfristige Lockangebote setzen muss, um relevant zu bleiben.

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