24. November, 2024

Energy

Deutschland verliert den Anschluss bei CO₂-Speicherung

Verzögerungen bei der Anbindung an das niederländische CCS-Projekt „Porthos“ stellen die deutsche Industrie vor große Herausforderungen und werfen Fragen zur Zukunft der Dekarbonisierung auf.

Deutschland verliert den Anschluss bei CO₂-Speicherung
Die Verschiebung des Delta Rhine Corridors bis mindestens 2032 stellt die Pläne der deutschen Industrie zur Reduktion von CO₂-Emissionen erheblich infrage und könnte die Energiewende verlangsamen.

Deutschland musste einen weiteren Rückschlag auf dem Weg zur Energiewende hinnehmen: Die Anbindung an die geplanten CO₂-Deponien der Niederlande in der Nordsee verzögert sich um Jahre.

Das niederländische Projekt „Porthos“ sollte ursprünglich schon ab 2026 Kohlendioxid aus der Industrie tief unter den Meeresboden speichern und damit einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten.

Doch nun wird die Anschluss-Pipeline nach Deutschland frühestens 2032 einsatzbereit sein, was schwerwiegende Folgen für die deutsche Industrie haben könnte.

Verzögerungen gefährden die Dekarbonisierung

Die Verzögerung des „Delta Rhine Corridors“, der geplanten Pipeline-Verbindung zwischen Rotterdam und deutschen Industriezentren, bedeutet, dass CO₂-intensive Branchen wie die Chemie- und Stahlindustrie weiterhin keine Möglichkeit haben, ihre Emissionen kosteneffizient zu lagern.

„Das ist eine enorme Unsicherheit für die deutsche Industrie“, erklärt Boudewijn Siemons, Chef des Hafens Rotterdam.

Investitionen in wichtige Klimaschutztechnologien, insbesondere im Bereich Wasserstoff, werden dadurch gebremst.

Ein erheblicher Rückschlag für die Industrie

Für Deutschland bedeutet diese Entwicklung, dass eine vielversprechende Option zur CO₂-Reduktion nun auf unbestimmte Zeit verschoben ist. Die deutschen Unternehmen hatten auf die Möglichkeit gesetzt, ihre Emissionen kostengünstig nach Rotterdam zu exportieren und dort in die Lagerstätten der Nordsee zu pumpen.

Ohne die Anbindung an die niederländischen CO₂-Deponien steigen die Kosten für deutsche Unternehmen drastisch, die ihre Emissionen alternativ im Inland lagern oder auf teure Technologien umsteigen müssen.

Jetzt müssen sie möglicherweise auf teurere Alternativen wie die Entwicklung eigener CO₂-Speicher im Inland oder die Umstellung auf Wasserstoff setzen, was mit erheblichen Investitionen verbunden ist.

Kostenfrage bleibt offen

Die Wirtschaftlichkeit der CO₂-Speicherung ist eng mit den Transportkosten verbunden.

Eine neue Analyse von McKinsey zeigt, dass die Kosten für den Bau einer 100 Kilometer langen Pipeline mit einem Durchmesser von 100 Zentimetern bei über 300 Millionen Euro liegen können. Für viele Unternehmen ist dies ein unerschwinglicher Betrag, insbesondere wenn die Pipeline dann nicht ausreichend ausgelastet ist.

Die unzureichende Planung und Verzögerungen bei der Anbindung an das „Porthos“-Projekt unterstreichen die Herausforderungen, denen sich Deutschland bei der Umsetzung seiner Klimaziele gegenübersieht.

Politische Zukunftsperspektiven

Politisch ist die Verzögerung des Projekts ebenfalls brisant. Die niederländische Klimaministerin Sophie Hermans gibt zu, dass die ursprünglichen Pläne zu ehrgeizig waren und die technische Komplexität unterschätzt wurde.

Für die deutsche Politik, die bereits die Carbon-Management-Strategie auf den Weg gebracht hat, um CO₂-Exporte zu ermöglichen, bedeutet dies eine unangenehme Zwickmühle: Sollen CO₂-Speicher im Inland gefördert werden, trotz potenzieller politischer Widerstände?