Das erste Mal seit der Dotcom-Blase schlägt der Aktienmarkt zurück
Es war ein Tabubruch, der in der Branche kaum laut ausgesprochen wird: Zum ersten Mal seit über 20 Jahren haben klassische Private-Equity-Fonds schlechter abgeschnitten als börsennotierte Aktienindizes.
Genauer gesagt: Fonds, die 2022 aufgelegt wurden, erzielten bis Ende 2024 eine geringere Rendite als der MSCI World Index, so die Analyse der Investmentfirma Hamilton Lane.
Damit endet eine Ära. Eine Ära, in der Private Equity über Jahre hinweg als der Königsweg galt – für Investoren wie für Karrieren. Und eine Ära, in der die Branche von einem ökonomischen Rückenwind profitierte, der nun versiegt ist: Nullzinsen, billiges Geld, fallende Finanzierungskosten. All das ist Geschichte.
Buyout war gestern – das Geschäft verlagert sich
Zwar sind Schwergewichte wie Blackstone, Apollo oder KKR nicht am Ende – im Gegenteil. Doch das Geschäftsmodell verschiebt sich. Buyouts und IPOs stagnieren, Fondsperformances flachen ab, und das Volumen unverwendeter Mittel („dry powder“) bleibt hoch.
Gleichzeitig verlagert sich das Kapital in andere Bereiche: Private Credit und Infrastrukturinvestments boomen – nicht zuletzt, weil klassische Banken bei riskanteren Finanzierungen zunehmend zurückhaltend agieren.
Apollo beispielsweise verwaltet heute über 80 % seines Vermögens in der Kreditvergabe – das Buyout-Geschäft ist zur Nebenrolle geworden. Und bei Blackstone ist das Kreditgeschäft inzwischen der größte Geschäftsbereich nach verwaltetem Vermögen.
Weniger Glanz, mehr Handwerk
Für Berufseinsteiger bedeutet das: Die romantische Vorstellung vom Finanzzauberer mit Excel-Magie auf der Yacht ist passé. Gefragt sind heute andere Fähigkeiten – operative Exzellenz, Restrukturierungskompetenz, technologisches Verständnis.
Die Zeiten, in denen man Unternehmen einfach durch Fremdkapitalhebelung aufblähte und dann mit Aufschlag weiterreichte, sind vorerst vorbei.
„Private Equity konnte sich in der ZIRP-Phase (Zero Interest Rate Policy) faul zurücklehnen“, sagt ein Vice President eines mittelgroßen Fonds.
Jetzt heiße es: wirklich etwas vom Geschäft verstehen. Operative Fachkräfte sind zunehmend gefragt – besonders solche, die Supply Chains optimieren, digitale Transformation begleiten oder Talentstrategien entwickeln.
Search Funds und Portfolio-Operatoren auf dem Vormarsch
Ein spannender Nebentrend: die Renaissance der „Search Funds“ – Mini-Buyout-Fonds, häufig von jungen MBAs oder Pre-MBAs gegründet, die sich auf den Kauf und die operative Führung kleiner Unternehmen spezialisieren.
Der Gedanke: Statt ein Unternehmen zu „flippen“, wird es geführt, restrukturiert und mittelfristig entwickelt. 2023 wurden laut Stanford mehr als 90 solcher Fonds erstmals aufgelegt – ein Rekordwert.
Diese Entwicklung reflektiert auch, wie sich das Berufsfeld wandelt: Weniger Dealflow heißt mehr operative Verantwortung. Das verändert auch die Anforderungen an Bewerber – und bringt neue Profile ins Spiel, etwa erfahrene Führungskräfte aus dem Mittelstand, die sich im PE-Umfeld beweisen wollen.
Karriere: Hürden, Chancen – und heiße Nischen
Für junge Talente bleiben die Einstiegsmöglichkeiten bestehen – Junior-Positionen werden weiterhin besetzt, allerdings selektiver. Die Konkurrenz wächst, auch durch den Einsatz von KI im Recruiting. Gleichzeitig bleibt das Mid-Level schwach: Viele Fonds stellen kaum neue Associates oder VPs ein, solange keine neue Transaktionswelle kommt.
Wer jedoch Expertise in Private Credit, Secondaries oder Infrastruktur mitbringt, wird umworben. Laut PwC und Hamilton Lane fehlen in diesen Segmenten schlicht qualifizierte Bewerber. Heiß begehrt: Leute mit Lending-Erfahrung – egal ob aus Investmentbanken, Ratingsagenturen oder Family Offices.
Gleichzeitig wird Wechselbereitschaft in der Branche weniger attraktiv. Viele Professionals bleiben in ihrer Rolle – nicht aus Begeisterung, sondern aus Vorsicht. Zu groß die Unsicherheit, zu gering das Momentum für echte Alternativen. Boni schrumpfen, aber „Carry“ bleibt ein langfristiger Anreiz.
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