31. März, 2025

Global

Europa löst sich ab: Warum Trump, Tesla und TikTok eine neue Souveränität erzwingen

Zwischen wachsendem Misstrauen gegenüber den USA und geopolitischem Druck formiert sich in Europa eine neue wirtschaftliche Eigenständigkeit. Von Raumfahrt bis Cloud, von Auto bis Rüstung: Wer jetzt auf europäische Technologie setzt, könnte bald die Nase vorn haben.

Europa löst sich ab: Warum Trump, Tesla und TikTok eine neue Souveränität erzwingen
Der Vertrauensverlust gegenüber US-Cloud-Anbietern führt zu einem Boom bei europäischen IT-Firmen wie Nextcloud, Ionos und Schwarz Digits – aus Sorge vor politisch motivierten Zugriffssperren durch Washington.

Vertrauen ist gut. Kontrolle ist Trump.

Lange war die transatlantische Partnerschaft in Wirtschaftsfragen ein unerschütterliches Fundament. Jetzt bröckelt es sichtbar. Spätestens seit US-Präsident Donald Trump seine "America First"-Agenda mit voller Wucht gegen europäische Interessen richtet, stellt sich für viele Unternehmen die Frage neu: Wie viel USA kann man sich noch leisten?

Europa antwortet zunehmend selbstbewusst. Und mit Investments in eigene Infrastrukturen, eigene Hardware, eigene Raketen. Es geht nicht mehr nur um Handelsbilanzen. Es geht um digitale Souveränität, um militärische Einsatzfähigkeit, um wirtschaftliche Resilienz.

Isar Aerospace: Der Orbit als Symbol für Unabhängigkeit

Wenn die Rakete des Münchner Start-ups Isar Aerospace in diesen Tagen erstmals vom europäischen Festland aus startet, ist das mehr als Raumfahrtgeschichte. Es ist eine industriepolitische Kampfansage.

Die Warteliste für Starts ist bis 2027 voll. Der Bedarf ist riesig, der politische Kontext eindeutig: Europa will und muss seine Kommunikationstechnik unabhängig ins All bringen. Nicht mehr via SpaceX. Sondern mit eigenen Trägern, auf eigenem Boden.

Cloud: Wenn Datensouveränität zur Standortfrage wird

Deutsche Konzerne wie die Telekom, Nextcloud, Ionos und Schwarz Digits registrieren stark wachsende Anfragen. Seit Trumps Rhetorik gegen die EU schärfer wird, wird klar: Wer seine digitale Infrastruktur in Händen von Amazon, Microsoft oder Google weiß, lebt mit dem Risiko der politisch motivierten Abschaltung.

IT-Chefs führender Konzerne berichten von Gesprächen auf Vorstandsebene: Was passiert, wenn ein präsidentieller Erlass morgen Lizenzen entzieht?

Europa reagiert mit Multi-Cloud-Strategien und massiven Investitionen in eigene Serverkapazitäten. Die Tech-Souveränität ist nicht mehr Wunsch, sondern Notwendigkeit.

Rüstung: Das Comeback europäischer Wehrtechnik

Lange vernachlässigt, jetzt systemrelevant: Europas Rüstungsindustrie erlebt eine Renaissance. Airbus, MTU, Leonardo oder MBDA stehen wieder im Fokus.

Der Grund: Abhängigkeit von US-Systemen wie dem Patriot-Luftabwehrsystem oder der F-35 wird zunehmend kritisch gesehen. Frankreich, Kanada, Portugal – mehrere Staaten überdenken ihre US-Ausrichtung. Deutschland zögert noch.

Der politische Weckruf: Viele dieser Systeme sind ohne US-Freigabe kaum einsetzbar. Eine europäische Alternative ist technisch möglich. Was fehlt, ist politischer Wille. Noch.

Die einseitige Abhängigkeit der Bundeswehr von US-Rüstungsgütern rückt in den Mittelpunkt der Kritik – europäische Systeme sind vorhanden, aber jahrelang ignoriert worden.

Tesla verliert Europa

Elon Musks offene Sympathie für Trump kostet Tesla in Europa massiv Marktanteile. In Deutschland brach der Absatz um 75 Prozent ein. Gebrauchtwagenpreise stürzen. Europäische Hersteller wittern Morgenluft. VW, Mercedes und BMW könnten – dank US-Werken und solidem Image – in den USA Boden gutmachen, während Musk Reputation und Kunden verliert.

Zugleich sucht Europa neue Rohstoffpartner. Kanada ist zur Hoffnung für Lithium geworden. Volkswagen sicherte sich bereits Anteile an einem wichtigen Bergbauprojekt. Die Entkopplung von US-Vorgaben wird auch hier greifbar.

Der stille Exodus europäischer Technologie

Nicht alle schaffen den Souveränitätssprung. Start-ups wie Mynaric oder Morpheus Space wurden mangels Förderung oder Aufträgen an US-Investoren verkauft. Das Problem: Mit ihnen wandert sicherheitsrelevante Zukunftstechnologie über den Atlantik. Was fehlt, sind gezielte staatliche Programme, die ähnlich wie in den USA DefenceTech fördern – nicht nur fürs Militär, sondern auch für wirtschaftliche Resilienz.

Kein Ruck, aber ein Richtungswechsel

Europa steht nicht vor einem radikalen Bruch, aber vor einem schleichenden Strategiewechsel. Der wirtschaftliche Anti-Amerikanismus kommt nicht aus Ideologie, sondern aus Vorsicht. Und aus dem Wissen: Wer auf Dauer mitspielen will, darf sich nicht auf einen Spieler verlassen.

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