16. April, 2025

Quartalszahlen

VW mit Gewinneinbruch – Aktie fällt deutlich

Volkswagen verdient im ersten Quartal operativ fast zwei Milliarden Euro weniger als vor einem Jahr. Belastungen aus der Software-Sparte, Rückstellungen für CO₂ und Diesel sowie neue US-Zölle drücken auf das Ergebnis. Die Anleger reagieren prompt.

VW mit Gewinneinbruch – Aktie fällt deutlich
Software bremst Rendite: Die VW-Tochter Cariad bleibt ein Sorgenkind – Restrukturierungskosten belasten das Ergebnis erneut mit Hunderten Millionen Euro.

Erwartungen klar verfehlt

Der Volkswagen-Konzern hat im ersten Quartal 2025 operativ deutlich weniger verdient als von Analysten prognostiziert. Das operative Ergebnis fiel auf rund 2,8 Milliarden Euro – ein Rückgang um 39 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert von 4,6 Milliarden Euro. Erwartet wurden im Schnitt rund vier Milliarden Euro.

Quelle: Eulerpool

Dabei legte der Umsatz leicht zu. Mit rund 78 Milliarden Euro verzeichnete VW ein Plus von drei Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Doch die operative Umsatzrendite sank von sechs Prozent auf nur noch 3,6 Prozent – ein Wert, der in Wolfsburg zuletzt für das Jahr 2020 gemeldet wurde, damals unter dem Eindruck der Pandemie.

Quelle: Eulerpool

Sondereffekte belasten mit über einer Milliarde Euro

Ein wesentlicher Grund für das schwache Ergebnis sind mehrere Sondereffekte, die das Quartalsergebnis mit rund 1,1 Milliarden Euro belastet haben. Darunter:

  • Rückstellungen im Zusammenhang mit der CO₂-Regulierung in Europa
  • Rückstellungen für Altlasten aus der Diesel-Thematik
  • Restrukturierungskosten bei der Software-Tochter Cariad
  • Neubewertungen von Fahrzeugen auf dem Weg in die USA aufgrund neuer Importzölle

Gerade bei Cariad bleibt die Lage angespannt. Nach mehreren Führungswechseln und wiederholten Verzögerungen bei Softwareplattformen entstehen nicht nur direkte Kosten, sondern auch strategische Unsicherheiten für den gesamten Konzern.

Volkswagen AG veröffentlicht vorläufige Eckdaten zum Abschluss per 31. März 2025
Mobility for Generations.

Markt reagiert deutlich

Die Börse quittierte die Zahlen mit spürbarem Vertrauensverlust. Die VW-Aktie fiel im frühen Handel um über fünf Prozent. Auch am Tag darauf notierte sie weiter unter Druck.

Analysten zeigten sich überrascht vom Ausmaß der operativen Schwäche. Zwar sei ein Teil der Belastungen bereits im Vorfeld bekannt gewesen, die Differenz zur Markterwartung fiel jedoch deutlicher aus als angenommen. Besonders die Margenentwicklung wird kritisch gesehen. Ein Analyst sprach von einem „alarmierenden Signal“, das auf tieferliegende strukturelle Probleme hindeute.

Prognose bleibt – mit Vorbehalt

Trotz des schwachen Starts hält Volkswagen an seiner Jahresprognose fest. Für das Gesamtjahr erwartet der Konzern weiterhin ein Umsatzplus von bis zu fünf Prozent und eine operative Rendite zwischen 5,5 und 6,5 Prozent. Allerdings ist diese Prognose nicht belastbar gegenüber möglichen Folgewirkungen aus den US-Zöllen.

Konzernkreise betonen, dass die derzeitigen Bewertungsanpassungen einmaliger Natur seien. Ob sich das bewahrheitet, ist offen. Auch ein Anziehen weiterer regulatorischer Belastungen – etwa durch die EU oder weitere Zollmaßnahmen – könnte die Prognose im Jahresverlauf noch unter Druck setzen.

Wichtige Fragen bleiben offen

Das erste Quartal wirft Fragen auf, die über kurzfristige Schwankungen hinausgehen: Wie geht VW mit den wachsenden CO₂-Kosten um? Wann bringt Cariad endlich funktionierende Software auf den Markt? Und wie will sich der Konzern in einem sich rapide verändernden globalen Umfeld – Stichwort China, Elektromobilität, Digitalisierung – wettbewerbsfähig aufstellen?

Zwar liefert das Unternehmen mit stabilen Umsätzen ein gewisses Fundament, doch die Ertragsseite zeigt Schwächen, die sich nicht mehr ignorieren lassen. Die kommenden Quartale werden zeigen, ob der Einbruch im ersten Quartal ein Ausreißer war – oder ein Zeichen für eine tiefere operative Krise.

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