16. November, 2024

Automobile

Ein Luxushersteller kämpft um seine Zukunft

Aston Martin korrigiert seine Gewinnerwartungen drastisch nach unten. Seit dem Börsengang vor sechs Jahren hat der britische Sportwagenhersteller 94 Prozent seines Wertes verloren. Nun sieht es aus, als würde sich die Lage weiter verschärfen.

Ein Luxushersteller kämpft um seine Zukunft
Tief im roten Bereich – Seit dem Börsengang vor sechs Jahren hat Aston Martin rund 94 Prozent seines Aktienwerts verloren. Investoren sind ernüchtert und blicken skeptisch auf die Zukunft des britischen Luxus-Sportwagenherstellers.

Aston Martin Lagonda – ein Name, der nach purem Luxus und Eleganz klingt, nicht zuletzt dank James Bond, der seit Jahrzehnten mit den ikonischen Sportwagen über die Leinwand rast. Doch hinter den Kulissen sieht es weniger glamourös aus.

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Der britische Hersteller kämpft seit Jahren mit Problemen und hat kürzlich seine Absatz- und Gewinnerwartungen erneut korrigieren müssen. Der Kurs der Aktie ist seit dem Börsengang 2018 um 94 Prozent gefallen und sorgt bei Investoren für Unruhe.

Quelle: Eulerpool

Unerfüllte Hoffnungen und neue Schocks

Als Aston Martin vor sechs Jahren an die Börse ging, kostete eine Aktie noch 19 Pfund. Heute liegt der Kurs bei knapp unter 120 Pence. Der jüngste Schock kam, als das Unternehmen kürzlich bekanntgab, seine Absatzprognosen für das laufende Jahr um etwa 1.000 Fahrzeuge zu senken.

Für ein Unternehmen, das im vergangenen Jahr insgesamt 6.620 Autos auslieferte, ist das ein erheblicher Rückschlag.

Besonders die schwächelnde Konjunktur in China macht Aston Martin zu schaffen. Der asiatische Markt, auf den etwa ein Fünftel der Verkäufe entfällt, zeigt sich aktuell äußerst zurückhaltend.

Starker Rückgang im wichtigsten Wachstumsmarkt – Die schwächelnde Nachfrage in China trifft Aston Martin besonders hart. Rund ein Fünftel aller verkauften Fahrzeuge geht in die Region – doch die Konjunktur schwächelt, und das wirkt sich auf den Absatz aus.

Doch das ist nur ein Teil der Probleme. Seit Jahren kämpft Aston Martin mit internen Schwierigkeiten, verpassten Produktionszielen und hohen Entwicklungskosten.

Ein Unternehmen in der Dauerkrise

Aston Martin hat in seiner 111-jährigen Geschichte bereits sieben Insolvenzen überlebt. Der Einstieg des kanadischen Milliardärs Lawrence Stroll im Jahr 2020 sollte eigentlich die Wende bringen.

Stroll wollte nicht nur den traditionsreichen Autobauer retten, sondern auch wieder an die Spitze des Motorsports führen. Nach 60 Jahren Pause brachte er Aston Martin zurück in die Formel 1. Aktuell liegt das Team auf Platz fünf in der Konstrukteurswertung – ein Lichtblick, aber kein durchschlagender Erfolg.

Quelle: Eulerpool

Seit Strolls Einstieg haben sich die Hoffnungen auf eine schnelle Trendwende jedoch nicht erfüllt. Seit dem Börsengang hat sich der Vorstand mehrfach verändert.

Der aktuelle CEO, Adrian Hallmark, ist bereits der vierte Vorstandschef innerhalb von fünf Jahren. Zuvor leitete er Bentley und soll nun die Wende schaffen. Die Erwartungen sind hoch, aber die Herausforderungen sind gewaltig.

Produktionsverzögerungen und hohe Schulden

Ein großes Problem für Aston Martin sind Verzögerungen in der Lieferkette. Die Fertigstellung neuer Modelle dauert länger als geplant, da Teile von Zulieferern verspätet eintreffen.

Dies beeinträchtigt nicht nur die Produktion, sondern verzögert auch die Auslieferung der Fahrzeuge an die Kunden. Bereits zu Beginn des Jahres führte Aston Martin diese Probleme als Grund für schwache Ergebnisse an.

Dazu kommen hohe Schulden. Anfang des Jahres musste das Unternehmen 1,15 Milliarden Pfund refinanzieren. Trotz verbesserter Konditionen bleiben die Zinssätze hoch – ein deutlicher Hinweis darauf, dass Investoren das Risiko bei Aston Martin als beträchtlich einschätzen.

„Die Verschuldung ist ein echtes Problem“, sagt Analyst Aarin Chiekrie von Hargreaves Lansdown.

Sollten die Absätze weiter sinken, könnte es für Aston Martin schwierig werden, sich frisches Kapital zu besorgen.

Kann der Luxus-Sportwagenbauer die Wende schaffen?

Die Positionierung im Luxussegment könnte Aston Martin etwas Zeit verschaffen, den Wandel hin zur Elektromobilität vorzubereiten. Doch klar ist: Auch Aston Martin wird langfristig auf Elektroantriebe umsteigen müssen.

Dieser Übergang wird weitere Investitionen erfordern – und genau hier liegt die Krux. „Der Übergang zu Elektro erfordert erhebliche Investitionen, und die schwache Bilanz macht es schwierig, diese zu stemmen“, sagt Analyst George Galliers von Goldman Sachs.

Hohe Schulden, schwache Aussichten – Trotz Refinanzierungen bleibt Aston Martin hoch verschuldet, die Zinssätze zweistellig. Analysten warnen: Ohne signifikante Verkaufssteigerungen könnte die Liquidität schnell zur Gefahr werden.

Das Management zeigt sich dennoch optimistisch. Neue Modelle wie der DB12 sollen die Marke weiter nach vorne bringen und den Marktanteil ausbauen. Doch die Anleger bleiben skeptisch.

„Die neuen Modelle müssen echte Erfolge werden, um die dringend benötigte Liquidität zu sichern“, urteilt Chiekrie. Nur dann könnte Aston Martin seine ambitionierten Ziele für 2025 doch noch erreichen.

Eine schwierige Fahrt in die Zukunft

Aston Martin steht am Scheideweg. Der berühmte britische Sportwagenhersteller hat in den vergangenen Jahren viel Vertrauen bei Investoren verspielt. Die Herausforderungen sind enorm: schwache Absatzprognosen, hohe Schulden und Produktionsprobleme setzen dem Unternehmen zu.

Der neue CEO Adrian Hallmark muss nicht nur das Vertrauen der Investoren zurückgewinnen, sondern auch die internen Strukturen stabilisieren und die Zusammenarbeit mit den Zulieferern verbessern. Aston Martin bleibt zwar eine ikonische Marke, doch der Weg zurück in die Erfolgsspur wird kein leichter sein.