Volkswagen steht vor einer der größten Herausforderungen seiner jüngeren Geschichte. Der Nettogewinn des Konzerns brach im Jahr 2024 um mehr als 30 Prozent auf 12,39 Milliarden Euro ein, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte.

Während der Umsatz mit 324,7 Milliarden Euro leicht anstieg, lasten vor allem hohe Umbaukosten und ein schwächelndes China-Geschäft auf dem Ergebnis. Das Management kündigte an, mit einer Reihe von Sparmaßnahmen gegenzusteuern – doch der Weg bleibt steinig.
Schwaches China-Geschäft und hohe Kosten belasten VW
Die schwächelnde Nachfrage auf dem einst größten Absatzmarkt China trifft Volkswagen hart. In den vergangenen Jahren konnte der Konzern dort zweistellige Margen erzielen – doch nun geraten die europäischen Hersteller gegenüber der Konkurrenz aus China ins Hintertreffen.
Lokale Marken wie BYD oder Nio setzen zunehmend auf günstige Elektrofahrzeuge mit hoher Reichweite und fortschrittlicher Softwareintegration – ein Bereich, in dem VW noch hinterherhinkt.
Zusätzlich haben steigende Rohstoffpreise und Umstrukturierungskosten das Ergebnis belastet. Finanzchef Arno Antlitz verwies darauf, dass der Ausblick für 2025 die „globalen wirtschaftlichen Herausforderungen und den tiefgreifenden Wandel der Branche“ widerspiegle.
VW rechnet mit einem Umsatzwachstum von bis zu fünf Prozent, doch die Umsatzrendite dürfte lediglich zwischen 5,5 und 6,5 Prozent liegen – ein ernüchternder Wert für einen Konzern, der einst zweistellige Renditen als Maßstab setzte.
Sparmaßnahmen: Werksschließungen und Jobabbau nicht ausgeschlossen
Angesichts der finanziellen Schieflage verschärft Volkswagen seinen Sparkurs. Der Konzern hatte bereits Ende 2023 ein umfassendes Kostensenkungsprogramm angekündigt, das bis 2030 rund 35.000 Arbeitsplätze in Deutschland betreffen könnte.
Ursprünglich wollte das Unternehmen betriebsbedingte Kündigungen vermeiden, doch angesichts des zunehmenden Drucks aus der Industrie wird diese Option nun nicht mehr ausgeschlossen. Auch Werksschließungen sind kein Tabu mehr.
„Wir müssen Volkswagen für die Zukunft rüsten. Das bedeutet harte Entscheidungen, die nicht jedem gefallen werden“, erklärte ein Konzernsprecher.
Besonders betroffen sind die Standorte in Niedersachsen, wo Volkswagen traditionell einen Großteil seiner Fertigung konzentriert.
Mitarbeiterbonus trotz Gewinneinbruch – doch Kürzungen stehen bevor
Trotz der schwachen Geschäftszahlen dürfen sich die VW-Tarifbeschäftigten für 2024 über eine Bonuszahlung von fast 4800 Euro freuen – sogar etwas mehr als im Vorjahr. Rund 120.000 Beschäftigte in Deutschland profitieren von der Gewinnbeteiligung.
Doch dieser Bonus dürfte in den kommenden Jahren deutlich schrumpfen. Im Tarifkompromiss kurz vor Weihnachten wurde vereinbart, dass die flexible Gewinnbeteiligung 2026 und 2027 ausgesetzt wird. Danach soll sie stufenweise bis 2031 wieder steigen. Ein deutliches Signal, dass die kommenden Jahre wirtschaftlich angespannt bleiben.
Vorstandsverzicht als Symbol oder PR-Maßnahme?
Als Reaktion auf die schwachen Zahlen kündigte der VW-Vorstand an, für die Jahre 2025 und 2026 auf elf Prozent seiner Gehälter zu verzichten. Konzernchef Oliver Blume und seine Vorstandskollegen wollen damit ein Zeichen setzen – doch für Kritiker ist dies nicht mehr als eine symbolische Geste. Mit Gesamtbezügen in zweistelliger Millionenhöhe bleibt der finanzielle Einschnitt für die Führungsebene überschaubar.
„Solche Maßnahmen sehen auf dem Papier gut aus, aber für die Belegschaft, die mit echten Einschnitten rechnen muss, hat das wenig praktische Bedeutung“, kommentiert ein Branchenexperte.
Ein Konzern unter Zugzwang
Volkswagen befindet sich an einem kritischen Punkt. Die anhaltenden Unsicherheiten auf den globalen Märkten, zunehmende Handelsbarrieren und der Technologiewandel hin zu Elektromobilität und Softwaredefinierte Fahrzeuge setzen dem Konzern zu. Während Wettbewerber wie Tesla, BYD und chinesische Start-ups mit innovativen Konzepten punkten, kämpft VW mit veralteten Strukturen und hohem Kostendruck.
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