Außenhandel in der Krise: Exportnation Deutschland wankt
Deutschlands Wirtschaft hat schwere Zeiten hinter sich – und die Aussichten bleiben düster. Nach einem schwachen Jahr 2023 rechnet das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) auch 2024 mit einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um 0,1 Prozent.
Für 2025 ist lediglich ein Wachstum von 0,5 Prozent prognostiziert, was weit unter den früheren Erwartungen liegt. Die Probleme häufen sich: Die Industrie steckt tief in der Rezession, die Bauwirtschaft kämpft mit Nachfragerückgängen, und selbst der private Konsum schwächelt.
Was die Lage besonders prekär macht: Auch der Export, traditionell die Stütze der deutschen Wirtschaft, kommt nicht in Fahrt.
Lange galt der Außenhandel als Garant für Wachstum und Wohlstand in Deutschland. Doch die Zeiten haben sich geändert. Der Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), Dirk Jandura, warnt bereits vor einer Rezession im Außenhandel.
Für das Jahr 2024 rechnet der Verband mit einem Rückgang der Exporte um 0,3 Prozent. Noch dramatischer fällt die Prognose für die Importe aus, die um zwei Prozent schrumpfen sollen. Die einst starke Exportnation Deutschland droht, in eine Spirale der wirtschaftlichen Stagnation zu geraten.
Unternehmer verlieren das Vertrauen in die Politik
Die Stimmung unter den deutschen Unternehmern ist entsprechend gedrückt. Eine Umfrage des BGA zeigt, dass 70 Prozent der Befragten den wirtschaftspolitischen Kurs der Bundesregierung als falsch bewerten.
Ein großer Kritikpunkt: die ausufernde Bürokratie, die den Betrieben zunehmend zu schaffen macht. Hohe Kosten und ein erheblicher administrativer Aufwand hemmen die Wettbewerbsfähigkeit und blockieren wichtige Investitionen.
Hinzu kommen Probleme mit der Infrastruktur, die den Wirtschaftsstandort Deutschland weiter schwächen. "Die Leistungswilligen sind die Dummen", sagen viele Unternehmer und fordern dringend weniger staatliche Eingriffe, niedrigere Steuern und eine sichere sowie bezahlbare Energieversorgung.
Doch es sind nicht nur die internen Probleme, die den deutschen Unternehmen Sorgen bereiten. Auch international stehen die Zeichen auf Sturm. Die beiden größten Handelspartner Deutschlands – die USA und China – entwickeln sich zunehmend zu Unsicherheitsfaktoren.
Handelskrieg mit den USA? Die EU muss sich wappnen
Die USA, ein langjähriger und wichtiger Wirtschaftspartner, könnten nach den Präsidentschaftswahlen 2024 noch protektionistischer werden. Unabhängig vom Wahlausgang befürchtet Jandura eine verstärkte „America First“-Politik, bei der die eigenen wirtschaftlichen Interessen der USA vor die des Auslands gestellt werden.
Für Deutschland und die EU bedeutet dies: Noch größere Herausforderungen im internationalen Wettbewerb. Jandura appelliert an die Europäische Union, sich auf kommende Turbulenzen vorzubereiten und ihre Position im globalen Handel zu festigen.
China: Politische Isolation gefährdet die deutsche Wirtschaft
Während in den USA der Protektionismus wächst, sieht die Lage in China kaum besser aus. Jandura fordert mehr wirtschaftlichen Austausch mit dem asiatischen Riesen, doch politisch motivierte Abschottungstendenzen gefährden diese Beziehung.
Die Folge: Ein weiterer Dämpfer für den ohnehin angeschlagenen deutschen Außenhandel. „Politische Abschottung schadet unserer Wirtschaft“, warnt Jandura und fordert die Politik auf, das schwierige Verhältnis zu China konstruktiv anzugehen, um langfristigen Schaden zu vermeiden.
Die Zeichen stehen auf Sturm – für die deutsche Wirtschaft, für den Außenhandel und für den Standort Deutschland insgesamt. Der Rückgang des Exports könnte das endgültige Aus für den lange erhofften Aufschwung bedeuten. Es bedarf dringender Reformen, um Bürokratie abzubauen, die Infrastruktur zu verbessern und den internationalen Handel auf ein neues Fundament zu stellen.