Wer steuert die US-Wirtschaft?
Wenn die Federal Reserve ihre geldpolitische Entscheidung verkündet, richten sich alle Augen auf Jerome Powell. Doch diesmal könnte die eigentliche Macht nicht mehr in seinen Händen liegen.
Unter der zweiten Trump-Administration hat sich die wirtschaftspolitische Dynamik verschoben. Analysten befürchten, dass die Notenbank zunehmend zum Nebendarsteller wird – während das Weiße Haus die Wirtschaft nach eigenen Vorstellungen lenkt.
Die Fed hatte im vergangenen Jahr drei Zinssenkungen vorgenommen, um das Wachstum zu stützen. Doch jetzt stehen die Märkte vor Unsicherheiten: Wird Powell die Zinsen weiter senken oder sogar anheben? Und vor allem: Hat die Fed überhaupt noch das letzte Wort in der US-Wirtschaftspolitik?
Die Trump-Administration drängt nach vorne
Seit seinem Amtsantritt hat Donald Trump tiefgreifende wirtschaftspolitische Änderungen angestoßen – von neuen Handelszöllen bis hin zum Abbau staatlicher Stellen.
Ökonomen wie Thierry Wizman von Macquarie warnen, dass diese Eingriffe die geldpolitischen Steuerungsmöglichkeiten der Fed untergraben.
„Die eigentliche Sorge ist, dass die Notenbank nicht mehr das Sagen hat“, schreibt Wizman in einer aktuellen Analyse.
Auch Steven Blitz, Chefökonom bei GlobalData TS Lombard, sieht das Problem nicht primär in der Zinspolitik: „Die aktuellen Wirtschaftssorgen sind kein Zinsproblem, sondern ein direkter Effekt der wirtschaftlichen Umstrukturierung durch das Weiße Haus.“
Kein klares Signal von der Fed
Eine weitere Hürde für Powell: Die Inflationserwartungen steigen – nicht zuletzt durch Trumps Zölle auf Handelspartner. Gleichzeitig bleiben die Märkte unruhig. US-Finanzminister Scott Bessent betonte zuletzt, dass es „keine Garantie“ gegen eine Rezession gebe. Trump selbst hat eine solche Möglichkeit offen gelassen.

Die Unsicherheit über die künftige Ausrichtung der Wirtschaftspolitik macht es für die Fed schwierig, eindeutige Signale zu setzen.
Statt Vertrauen in die eigene Politik zu vermitteln, könnte die Notenbank vielmehr ein Zeichen der Unsicherheit aussenden. „Das FOMC-Meeting könnte mehr Fragen aufwerfen, als es beantwortet“, so Wizman.
Eine Notenbank auf dem Abstellgleis?
Mit dem Eingreifen der Trump-Regierung verliert die Fed an Einfluss. Die Politik setzt auf eine aggressivere Umstrukturierung der Wirtschaft, bei der mögliche Marktverwerfungen einkalkuliert werden. Während frühere Regierungen bei drohenden Rezessionen auf expansive Geldpolitik setzten, scheint das Weiße Haus diesmal bereit zu sein, wirtschaftliche Turbulenzen als Teil eines langfristigen Plans hinzunehmen.
Das setzt Powell unter Druck. Während die Märkte auf eine klare Linie hoffen, könnte die Fed zunehmend zwischen politischen Interessen und geldpolitischer Stabilität zerrieben werden. Die Frage ist nicht mehr nur, ob die Zinsen gesenkt oder erhöht werden – sondern ob die Federal Reserve überhaupt noch das entscheidende Steuerungsinstrument der US-Wirtschaft bleibt.
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