21. November, 2024

Energy

Atomkraft: Comeback oder endgültiger Abschied?

Die CDU/CSU macht eine klare Ansage zur Atomkraft – trotz steigender Energiekosten und wachsender Kritik am Atomausstieg. Merz und RWE-Chef Krebber erklären, warum ein Neustart der Kernkraftwerke kein realistisches Ziel ist.

Atomkraft: Comeback oder endgültiger Abschied?
Trotz wachsender Energiepreise zeigt die CDU/CSU-Spitze wenig Interesse an einem Neustart der Kernkraftwerke in Deutschland. Gesellschaftlicher Rückhalt und wirtschaftliche Machbarkeit bleiben große Hürden.

Ein ernüchternder Abend für Atomkraft-Befürworter

Für alle, die auf ein Comeback der Atomkraft in Deutschland hoffen, war der Diskussionsabend der Union im Berliner Paul-Löbe-Haus eine Enttäuschung.

Die CDU/CSU-Fraktion lud zur Präsentation ihrer Energie-Agenda, und schnell wurde deutlich: Die Union setzt auf einen ganz anderen Weg, um die steigenden Energiekosten zu bremsen und die Versorgung zu sichern.

Kanzlerkandidat Friedrich Merz räumte die Atomkraft noch vor der eigentlichen Diskussion aus dem Raum.

„Je mehr Zeit vergeht, desto unwahrscheinlicher wird ein Neustart der vom Netz genommenen Kernkraftwerke,“ erklärte er vor einem großen Publikum aus Abgeordneten, Experten und Verbandsvertretern.

Der vor einem Jahr beschlossene Atomausstieg wird also selbst von einer unionsgeführten Regierung nicht zurückgedreht. Die Demontage der Anlagen läuft, und weder die Energieunternehmen noch die Union scheinen Interesse daran zu haben, den Ausstieg zu stoppen.

Stattdessen setzt die Union auf erneuerbare Energien und marktwirtschaftliche Instrumente wie den Emissionshandel.

In ihrer Energie-Agenda setzt die Union auf Sonne, Wind und Geothermie, um die Energieversorgung zu sichern. Die Kernkraft bleibt nur als Forschungsoption für die Zukunft – ein entschiedener Wandel in der deutschen Energiepolitik.

RWE-Chef sieht keinen Rückhalt für Atomkraft

RWE-Chef Markus Krebber, der an diesem Abend ebenfalls auf dem Podium saß, hat wenig Interesse daran, die Atomdebatte neu aufzurollen.

„Ohne gesellschaftlichen Konsens können wir in Deutschland keine Kernkraftwerke betreiben,“ erklärte Krebber und verwies auf die jahrzehntelange Kernkraft-Debatte in Deutschland.


Lesen Sie auch:

Investor fordert Umbruch – RWE im Fadenkreuz von Elliott
Der Hedgefonds Elliott steigt bei RWE ein und will frischen Wind in den Konzern bringen. Die Forderung nach einem Aktienrückkaufprogramm zeigt: Für das Management könnte es ungemütlich werden.

Der Konzern selbst beschäftigt seit über einem Jahrzehnt kein spezialisiertes Personal mehr für die Reaktoren. Technisch wäre eine Wiederinbetriebnahme der abgeschalteten Anlagen zwar möglich, doch die dafür notwendigen Schritte wären teuer und langwierig.

Krebber machte auch deutlich, dass die wirtschaftliche Rentabilität fraglich sei. In den Niederlanden betreibt RWE weiterhin ein Atomkraftwerk – doch die Rahmenbedingungen und der politische Konsens dort sind mit Deutschland nicht vergleichbar. In Deutschland dominiert die Skepsis, und Krebber machte keinen Hehl daraus, dass RWE längst auf den Ausbau erneuerbarer Energien setzt.

Ein Blick nach Europa – doch Deutschland bleibt skeptisch

Während Deutschland die Atomkraft hinter sich lässt, verfolgen zahlreiche andere EU-Staaten eine andere Linie. Frankreich, Belgien und viele osteuropäische Länder planen den Ausbau der Kernenergie, teils mit neuen Technologien wie Small Modular Reactors (SMR).

Polen, das stark auf Kohle setzt, hat ebenfalls angekündigt, in die Atomkraft einzusteigen. Insgesamt betreiben zwölf der 27 EU-Staaten Kernkraftwerke, und weltweit befinden sich rund 90 Reaktoren im Bau oder in der Planungsphase, wobei China die Liste anführt.


Lesen Sie auch:

Mit 119 Millionen alles auf Trump gesetzt: Elon Musks risikoreiche Wette zahlt sich aus
Tesla und SpaceX-Chef Elon Musk investierte Millionen in Trumps Wahlkampf. Das Ergebnis? Ein satter Gewinn von 13 Milliarden Dollar und neue politische Chancen.

Die Union zeigt sich offen für die Forschung an SMR und sogar an Kernfusions-Technologien – eine Entscheidung, die weniger auf schnelle Lösungen als auf langfristige Innovation abzielt. Von einem aktiven Engagement im Bau neuer Reaktoren ist jedoch keine Rede.

Die Union fokussiert ihre Energiepolitik vielmehr auf Technologien, die direkt zur Reduktion von CO₂ beitragen und im Sinne eines marktwirtschaftlichen Ansatzes entwickelt werden können.

Hohe Energiepreise als soziale Frage

Die Union erkennt die Teuerung der Energiepreise und deren soziale Sprengkraft an. Andreas Jung, stellvertretender CDU-Vorsitzender und Vorsitzender der Arbeitsgruppe Klimaschutz und Energie, warnte, dass die Belastung durch hohe Energiekosten bald zu einem sozialen Problem werden könnte.

Die Union schlägt vor, den Emissionshandel als marktwirtschaftliches Instrument zu stärken, um die Kosten für Haushalte und Unternehmen zu senken. Einnahmen aus dem Emissionshandel sollen dazu verwendet werden, den Strom für Verbraucher günstiger zu machen, anstatt wie bisher die Haushaltskassen zu füllen.


Lesen Sie auch:

Der Schaeffler-Schock: 4.700 Stellen weg
Der Stellenabbau beim Autozulieferer Schaeffler ist eine Warnung an die gesamte Branche. Tausende Jobs fallen weg, vor allem in Europa, während der Konzern auf Elektromobilität setzt.

Wandel durch Forschung und Innovation – kein Atomkraft-Comeback

Im abschließenden Resümee zeigte sich Merz offen für neue Technologien, doch die Kernkraft bleibt eine Randnotiz in der Strategie der Union. Forschung und Innovation stehen im Vordergrund, doch die Union plant nicht, auf herkömmliche Atomkraftwerke zu setzen.

Der Fokus liegt auf der Weiterentwicklung bestehender erneuerbarer Energiequellen wie Sonne, Wind, Wasserkraft und Geothermie. Daneben will die Union auch Technologien für morgen fördern, wie etwa die Kernfusion, die in den nächsten Jahrzehnten eine Rolle spielen könnte.