16. Oktober, 2024

Global

Hapag-Lloyd und Maersk weichen dem Risiko aus

Aus Angst vor Angriffen im Roten Meer starten Hapag-Lloyd und Maersk eine Allianz mit Umweg um Südafrika. Die Entscheidung erhöht die Frachtraten und stellt die Branche vor große Herausforderungen. Wie geopolitische Spannungen und Klimawandel die Schifffahrt verändern.

Hapag-Lloyd und Maersk weichen dem Risiko aus
Umwege mit Folgen: Die Entscheidung von Hapag-Lloyd und Maersk, das Kap der Guten Hoffnung zu umfahren, erhöht die Frachtraten und verlängert die Transportzeiten um bis zu zehn Tage – ein teurer Preis für Sicherheit.

Die Schifffahrtsbranche steht erneut vor einer harten Bewährungsprobe. Zwei der größten Reedereien der Welt, Hapag-Lloyd und Maersk, haben beschlossen, ihre neuen Routen über das Kap der Guten Hoffnung zu führen.

Der Grund: anhaltende Sicherheitsrisiken im Roten Meer, die durch Angriffe der Huthi-Rebellen eskaliert sind. Die Passage durch den Suezkanal, einer der wichtigsten Handelsrouten der Welt, ist derzeit zu gefährlich.

Die Entscheidung, den Umweg über Südafrika zu nehmen, wurde „nach gründlicher Überlegung“ getroffen, teilten beide Unternehmen am Mittwoch mit. Für die Schifffahrt bedeutet dies nicht nur längere Transportzeiten – je Richtung etwa zehn Tage zusätzlich – sondern auch höhere Frachtraten, die letztlich die Endkunden treffen dürften. Die neuen „Cape of Good Hope“-Routen sollen eine verlässliche Alternative bieten, solange die Lage im Roten Meer angespannt bleibt.

Risiken entlang der Handelsrouten wachsen

Die geopolitischen Spannungen und die wachsende Instabilität entlang der Hauptschifffahrtsrouten sind kein neues Phänomen, nehmen aber weiter zu. Neben den Konflikten im Roten Meer sorgt die Dürre am Panamakanal für weitere Einschränkungen.

Kapazitätsengpässe vorprogrammiert: Durch den Umweg über Südafrika müssen mehr Schiffe eingesetzt werden. Dies bindet wichtige Ressourcen und könnte die Frachtraten weiter in die Höhe treiben.

Hinzu kommt die ständige Bedrohung durch Piraterie am Horn von Afrika. Diese kumulativen Risiken beeinträchtigen den Welthandel spürbar und zwingen Reedereien zu kostenintensiven und zeitraubenden Umwegen.

Für die deutsche Schifffahrtsbranche stellt sich daher die Frage, wie sie mit diesen anhaltenden Risiken umgehen soll. Eine aktuelle Studie von PwC zeigt, dass 82 Prozent der befragten deutschen Reedereien glauben, dass Handelskriege, Embargos und kriegerische Auseinandersetzungen die globale Schifffahrt in den nächsten Jahren signifikant verändern werden. Längere Transportwege und damit steigende Emissionen und Kosten scheinen unausweichlich.


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Schifffahrt als Spiegel der globalen Unsicherheit

Besonders brisant ist die Aussicht auf eine mögliche Rückkehr von Donald Trump in das Weiße Haus. Acht von zehn der befragten Experten sehen darin zusätzliche Risiken für die Branche.

Protektionismus, Handelsbeschränkungen und Einfuhrzölle könnten das Transportvolumen weiter senken und die internationalen Spannungen verschärfen. Dies würde die Schifffahrtsrouten zusätzlich belasten und die ohnehin schwierige geopolitische Lage weiter anheizen.

Doch trotz aller Herausforderungen blickt die Mehrheit der deutschen Reedereien weiterhin optimistisch in die Zukunft. Drei Viertel der Unternehmen erwarten, dass das globale Frachtaufkommen in den kommenden Jahren steigen wird. Auch die Auslastung der Schiffe bleibt hoch. Die aktuelle Kapazitätssituation wird allerdings auch durch die Umgehung von Nadelöhren wie dem Suezkanal beeinflusst, was mehr Schiffe für längere Strecken bindet.

ie Angriffe der Huthi-Rebellen im Roten Meer machen den Suezkanal zur gefährlichen Zone. Die globale Schifffahrt leidet zunehmend unter geopolitischen Spannungen.

Ein teures Bündnis für die Zukunft

Die Allianz zwischen Hapag-Lloyd und Maersk zeigt deutlich, dass die Schifffahrtsbranche flexibler auf globale Risiken reagieren muss. Das Gemini Cooperation-Bündnis zwischen den beiden Giganten zielt darauf ab, die Pünktlichkeit im Seetransport zu verbessern und den wachsenden Herausforderungen zu begegnen.

Mit einem Netz aus 340 Schiffen und zusätzlichen Zubringerdiensten wollen die Reedereien ihre Marktposition sichern und ihren Kunden weiterhin eine verlässliche Lösung bieten.

Auch wenn die Route über das Kap der Guten Hoffnung zusätzliche Kosten und Zeit bedeutet, bleibt sie vorerst die sicherste Alternative. Das Risiko entlang der bisherigen Routen ist schlichtweg zu groß. Doch eines steht fest: Die Schifffahrtsbranche wird sich in den kommenden Jahren weiter verändern, getrieben von geopolitischen Konflikten, Klimaveränderungen und globalen Handelskriegen. Wie sich die Routen, die Kosten und die Emissionen entwickeln, bleibt ein hochdynamischer Prozess.