Die Worte wirken wie ein vorsorglicher Donnerschlag, noch bevor die Diplomatie überhaupt Gelegenheit bekommt, sich zu zeigen.
„Wenn es Militär erfordert, werden wir Militär einsetzen“, erklärte Donald Trump am Mittwoch – ganz in seinem Element, aber mit einer Dringlichkeit, die selbst in seiner an Superlativen reichen Amtszeit heraussticht.
Der Grund: Am Samstag sollen die USA und der Iran erneut über Teherans Atomprogramm verhandeln. Kommt es zu keiner Einigung, will Trump gemeinsam mit Israel zuschlagen. Die Führung, so Trump, solle Jerusalem übernehmen.
Ein Schulterschluss mit Symbolkraft
Das Treffen mit Israels Premier Benjamin Netanjahu diente nicht nur der Abstimmung über Geiselnahmen in Gaza – es war eine strategische Inszenierung. Die Botschaft: Washington und Jerusalem ziehen an einem Strang.
Dass Trump in diesem Zusammenhang den Begriff „Führung durch Israel“ benutzt, dürfte nicht nur in Teheran aufhorchen lassen. Es ist ein diplomatischer Affront mit innenpolitischem Kalkül – und außenpolitischem Zündstoff.
Trump signalisiert damit, dass er bereit ist, den Konflikt mit dem Iran in eine neue Phase zu überführen – weg von jahrelangen Verhandlungen, hin zu militärischer Konfrontation. Die Drohung ist nicht neu, doch diesmal kommt sie eingebettet in eine konkrete Gesprächssituation und eine eskalierende Region.

Teherans Uran fast auf Waffenniveau
Tatsächlich ist der Zeitpunkt brisant: Laut der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) liegt die Urananreicherung des Iran bei rund 60 Prozent – technisch gesehen ist der Weg zu waffenfähigem Material damit extrem kurz.
Offiziell beteuert Teheran, sein Nuklearprogramm diene ausschließlich zivilen Zwecken. Doch Vertrauen ist Mangelware. In Israel und den USA sieht man in der nuklearen Aufrüstung eine existentielle Bedrohung.
Der Rückzug der USA aus dem Atomabkommen im Jahr 2018 unter Trump, gefolgt von harten Sanktionen, hatte die Lage verschärft. Seitdem ist das Vertrauen restlos zerrüttet – und Trumps erneute Präsidentschaft bringt keine neue Strategie, sondern eine härtere Gangart.
Eine Einladung zum Investieren – aus Teheran
Interessant ist die Reaktion des Iran: Präsident Massud Peseschkian wirbt vor den Gesprächen überraschend um amerikanische Investoren. „Amerikanische Investoren: Kommt und investiert“, ließ er ausrichten – unter Verweis auf den obersten Führer Ajatollah Ali Chamenei.
Gleichzeitig betonte er, dass sein Land „nicht nach Atomwaffen strebt“. Worte, die angesichts der geopolitischen Gemengelage wie Zweckoptimismus wirken – oder wie ein letzter Versuch, Wirtschaftsdiplomatie gegen Luftschläge einzutauschen.
Direkte oder indirekte Gespräche?
Ob am Samstag im Oman tatsächlich ein direkter Austausch zwischen Trump-Gesandtem Steve Witkoff und dem iranischen Außenminister Abbas Araghtschi stattfindet, ist fraglich.
Teheran spricht von „indirekten“ Gesprächen – misstrauisch gegenüber Washingtons Motiven. Trumps Team dagegen will ein schnelles Ergebnis – oder ein Narrativ, das einen Luftschlag rechtfertigt.
Zwei Linien, ein Ziel
Die Eskalation spiegelt die Grundlogik von Trumps Außenpolitik wider: maximaler Druck, begrenzte Geduld, und der Versuch, Verhandlungstische zu Sprungbrettern für militärische Dominanz umzudeuten.
Dass der Präsident Israel dabei eine Führungsrolle zuschreibt, ist nicht nur außenpolitisch bemerkenswert – es ist eine Abkehr vom klassischen Rollenverständnis der USA als oberster Taktgeber in internationalen Krisen. Zugleich bleibt die Kontrolle de facto in Washington.
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