Ein harter Kompromiss mit Symbolkraft
Nach zähen Verhandlungen hat die IG Metall mit den Arbeitgebern der Metall- und Elektroindustrie eine Einigung erzielt: Rund 3,9 Millionen Beschäftigte können sich über eine zweistufige Entgelterhöhung von insgesamt 5,1 Prozent freuen, verteilt auf zwei Jahre.
Die Verhandlungen dauerten 18 Stunden und waren ein Kraftakt, bei dem beide Seiten auf teils schmerzhafte Forderungen verzichteten. Christiane Benner, zweite Vorsitzende der IG Metall, zeigte sich zufrieden:
„Das Ergebnis kann sich sehen lassen.“
Für die Beschäftigten bedeutet dies auch eine Einmalzahlung von 600 Euro und höhere Ausbildungsvergütungen. Doch nicht jeder teilt die Euphorie.
Die Tarifparteien demonstrieren Einigkeit
Die Verhandlungspartner gaben auf der Pressekonferenz ein Bild seltener Einigkeit ab, doch ihre Zufriedenheit hat Grenzen. Stefan Wolf, Gesamtmetall-Präsident, ließ durchblicken, dass die Einigung für viele Unternehmen am Rande der Belastbarkeit liegt.
Er kritisierte zugleich die Sozialabgabenlast, die er als schädlich für die Wettbewerbsfähigkeit ansieht.
„Die Linie von 40 Prozent wurde überschritten,“ mahnt Wolf und fordert Entlastung.
Die Bemerkung ist eine Spitze an die Bundesregierung – und auch andere Beteiligte auf Arbeitgeberseite schickten klare Botschaften in Richtung Berlin.
Warnstreiks als Druckmittel
In den Wochen vor der Einigung sorgten die Warnstreiks von rund 600.000 Beschäftigten für Aufsehen, doch letztlich scheuten sich die Verhandlungspartner vor einer Eskalation.
Für die IG Metall ist das erreichte Ergebnis zwar ein Erfolg, doch intern gibt es leise Kritik, dass die ursprünglich geforderten 7 Prozent deutlich gekürzt wurden.
IG Metall-Bezirksleiter Thorsten Gröger äußerte sich dennoch positiv und sprach von einem „robusten Gesamtpaket“ angesichts der wirtschaftlichen Lage, die besonders für Unternehmen der Maschinen- und Anlagenbaubranche herausfordernd ist.
Verhandlungen bei Volkswagen noch offen
Die nun erzielte Einigung gilt als Blaupause für die gesamte Branche, doch bei Volkswagen stehen die Zeichen weiterhin auf Konflikt. Der Autobauer, der mit starken wirtschaftlichen Problemen kämpft, hat bereits einen zehnprozentigen Gehaltsabbau vorgeschlagen und plant Kürzungen bei Zulagen und Boni.
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Ob der jüngste Tarifabschluss den Druck auf Volkswagen erhöhen wird, bleibt abzuwarten. Für die IG Metall könnte es zum Prüfstein werden, wie viel von der jetzigen Einigung in Wolfsburg durchsetzbar ist.
Ein Signal an die Politik: „Sozialpartnerschaft funktioniert“
Gesamtmetall-Chef Wolf und seine Verhandlungspartner bei der IG Metall verstehen das Ergebnis auch als Signal an die Bundesregierung.
„Die Damen und Herren in Berlin können hier mal Nachhilfe nehmen und schauen, wie man so etwas macht,“ so Wolf mit einem Seitenhieb auf die aktuelle politische Situation.
Die Metaller zeigen, dass Sozialpartnerschaft in Krisenzeiten möglich ist – eine Anspielung auf die aktuell festgefahrene Lage in anderen Branchen wie dem Bahnverkehr. Ob die Politik diese Botschaft aufnimmt, ist unklar, doch die Metallindustrie hat mit dem Ergebnis zumindest demonstriert, dass Einigungen machbar sind, selbst wenn die Fronten verhärtet sind.