26. April, 2025

Märkte

Uran-Aktien – warum gerade jetzt der Einstieg lohnend sein könnte

Atomkraft erlebt ein weltweites Comeback, doch der Uranpreis schwächelt. Eine paradoxe Lage mit Potenzial – für Anleger, die den Zyklus verstehen.

Uran-Aktien – warum gerade jetzt der Einstieg lohnend sein könnte
Widerspruch im Markt: Trotz globaler Investitionen in neue Reaktoren fällt der Uranpreis – Analysten sprechen von einer gefährlichen Diskrepanz zwischen Fundamentaldaten und Börsenpsychologie.

Die Internationale Energieagentur spricht von einer Rückkehr der Atomkraft, Hedgefonds spekulieren gegen Uranproduzenten – und der Spotpreis für Uran rutscht unter 65 US-Dollar je Pfund. Es ist ein Bild voller Widersprüche, aber eben auch voller Chancen.

Denn während Staaten weltweit ihre Reaktoren hochfahren und Neubauten planen, bleibt der Rohstoffmarkt träge – ein Umfeld, das langfristig orientierten Investoren gelegen kommen könnte.

Renaissance der Kernkraft – in Zahlen

63 neue Reaktoren befinden sich laut IEA derzeit im Bau. Der politische Wille, die globale Nuklearkapazität bis 2050 zu verdreifachen, ist in vielen Staaten fest verankert – nicht zuletzt, um ambitionierte Klimaziele zu erreichen.

Japan, Frankreich, China, Südkorea und selbst Indien setzen zunehmend wieder auf Atomkraft. Parallel dazu wächst die Elektrifizierungswelle – vom E-Auto bis zum energiehungrigen Rechenzentrum.

Und doch: Der Markt für den zentralen Brennstoff, Uran, verhält sich aktuell wie betäubt. Der Spotpreis ist innerhalb eines Jahres um rund 30 % eingebrochen. Ein Widerspruch, der sich nur scheinbar logisch erklären lässt.

Versorgungsengpass trifft Kaufzurückhaltung

Das fundamentale Defizit ist real. Christian Schärer vom „Uranium Resources Fund“ rechnet mit einer jährlichen Lücke von rund 30 Millionen Pfund Uran – also etwa 15 Prozent der weltweiten Nachfrage. Trotzdem halten sich Energieversorger mit Käufen auffallend zurück. Die Ursache: geopolitische Unsicherheiten und das Zögern bei langfristigen Investitionsentscheidungen.

Geteilte Märkte: Während langfristige Uranverträge über 80 Dollar je Pfund gehandelt werden, dümpelt der Spotpreis unter 65 – ein Signal für Investoren mit langem Atem.

Zum einen ist in den USA noch unklar, welche Rolle die Kernenergie nach dem Stopp des „Green New Deal“ spielen wird. Zum anderen beobachten viele Marktteilnehmer genau, ob ein Waffenstillstand zwischen Russland und der Ukraine zustande kommt – denn Moskau kontrolliert rund 40 % der weltweiten Brennstoffproduktion. Ein Fall für den Preiskorridor? Noch ist nichts entschieden.

Unsicherheit drückt Kurse – und öffnet Chancen

Die Folge: Investoren meiden Uranaktien. Die kanadische Cameco notiert 14 % unter dem Vorjahresniveau, Kazatomprom verlor sogar über 20 %. Hedgefonds setzen auf weiter fallende Kurse – Short-Quoten von 25 % bei australischen Produzenten sprechen eine deutliche Sprache.

Doch gleichzeitig verweist Schärer auf eine wichtige Tatsache: Neue Projekte lohnen sich für Unternehmen erst ab einem Uranpreis von rund 80 US-Dollar je Pfund. Genau dort liegen die Preise langfristiger Verträge bereits.

Das bedeutet: Der physische Markt ist gespalten. Der Spotmarkt signalisiert Schwäche, der Fundamentaldatenmarkt Stärke. Eine klassische Dislokation – und damit potenziell ein idealer Einstiegszeitpunkt.

Uran für KI – der unterschätzte Treiber?

Ein oft übersehener Faktor: die steigende Energienachfrage durch Rechenzentren. Künstliche Intelligenz wird global in bislang ungekanntem Tempo ausgebaut – doch ihre Infrastruktur benötigt Strom. Viel Strom.

Und der muss verlässlich und emissionsarm sein. Genau hier sehen Analysten wie Adam Rozencwajg vom Rohstoffverwalter Goehring & Rozencwajg einen neuen Nachfragetreiber für Kernenergie.

Denn Solar- und Windkraft liefern nicht konstant, Gas ist zu schmutzig, Wasserkraft zu ortsgebunden. Die Lösung aus Sicht vieler Technologieunternehmen: Mini-Reaktoren oder Atomstrom aus stabilen Netzen – beides basiert auf Uran.

Zyklischer Rohstoffmarkt trifft geopolitische Realität

Was wir aktuell beobachten, ist kein Marktversagen, sondern eine zeitversetzte Marktreaktion. In zyklischen Rohstoffmärkten – und dazu gehört Uran – gehen Preis und Nachfrage häufig nicht Hand in Hand. Produktionskosten, politische Rahmenbedingungen und Lagerstrategien führen zu Verzögerungseffekten.

Langfristig jedoch gilt: Die fundamentale Unterversorgung, die Renaissance der Kernkraft und neue industrielle Anwendungen – insbesondere im Techsektor – sprechen für einen steigenden Bedarf. Wenn dann auch die Spotpreise nachziehen, dürften die derzeit unterbewerteten Uranaktien kräftig reagieren.

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