22. Dezember, 2024

Technologie

Tesla unter Druck: Phantombremsungen gefährden den Verkehr

Ein gerichtlich bestellter Gutachter bestätigt erstmals die gefährlichen Bremsmanöver eines Tesla Model 3. Bei voller Fahrt auf der Autobahn bremst das Fahrzeug plötzlich ab – der Gutachter bricht die Testfahrt ab.

Tesla unter Druck: Phantombremsungen gefährden den Verkehr
Teslas Verzicht auf Radarsysteme zugunsten von Kameras zur Umgebungsanalyse könnte die Ursache für die häufigen Fehlfunktionen des Autopiloten sein.

Die Diskussion um Teslas Autopilot hat einen neuen Höhepunkt erreicht. Ein Gutachter, der im Auftrag des Landgerichts Traunstein unterwegs war, musste die Testfahrt eines Tesla Model 3 abbrechen. Grund: Eine sogenannte „Phantombremsung“.

Das Auto bremste ohne ersichtlichen Grund auf der Autobahn abrupt ab und sorgte damit für gefährliche Situationen im nachfolgenden Verkehr. Jetzt wird über die Sicherheit der Tesla-Systeme neu diskutiert – und das Problem scheint tiefer zu gehen.

Testfahrt mit Hindernissen

Es sollte eine ganz normale Testfahrt werden, doch was der Ingenieur für Fahrzeugtechnik auf den Straßen rund um München erlebte, brachte ihn dazu, die Fahrt vorzeitig abzubrechen.

Nach etwa 700 Kilometern Fahrt auf der A3 und A9 stellte er fest, dass das Tesla-System fünfmal "unplausible" Bremsmanöver vollzog. Viermal konnte er noch eingreifen – einmal aber nicht mehr.

Der gerichtlich bestellte Gutachter dokumentierte fünf unplausible Bremsvorgänge, die er teilweise durch Eingreifen verhindern musste.

Auf der linken Spur der Autobahn, bei 140 km/h, bremste das Auto plötzlich und ohne Anlass auf 96 km/h ab. Der Verkehr hinter dem Tesla musste blitzschnell reagieren: Ausweichmanöver, starke Bremsungen – ein Unfall konnte gerade so verhindert werden.

„Es kam zu erheblichen Gefahrensituationen“, schreibt der Gutachter in seinem Bericht.

Der Schock saß tief, und die Testfahrt wurde sofort abgebrochen.

Unabhängiger Gutachter, brisantes Urteil

Diese Situation stellt ein Novum dar: Erstmals bestätigt ein unabhängiger, gerichtlich bestellter Gutachter, dass Teslas „Phantombremsungen“ nicht nur eine Randerscheinung sind.

Für den Kläger, der seinen Tesla im Jahr 2022 gekauft hatte und seitdem immer wieder über solche Bremsmanöver klagt, ist dies ein wichtiger Schritt in seinem Prozess. Er fordert von Tesla ein neues Fahrzeug, da sein Vertrauen in den Autopiloten vollständig erschüttert ist.

„Der Wagen bremst wie von Geisterhand“, erklärte der Tesla-Besitzer.

Besonders an Tunnelausfahrten und bei der Annäherung an größere Fahrzeuge spielte das System verrückt. Tesla allerdings wies bisher alle Vorwürfe von sich und machte die Fahrer für angebliche Bedienfehler verantwortlich.

Phantombremsung: Tesla steckt in der Klemme

Phantombremsungen sind kein neues Phänomen. Bereits in den 2023 veröffentlichten Tesla-Files fanden sich hunderte Beschwerden über plötzliches Abbremsen und Fehlfunktionen der Bremsen.


Lesen Sie auch:

FedEx auf der Rutschbahn: Aktie stürzt ab - jetzt zugreifen?
Der US-Logistikkonzern FedEx meldet schwächere Zahlen als erwartet und senkt seine Prognosen. Die Nachfrage nach Express-Diensten in den USA sinkt, die Kosten steigen. Anleger reagieren verärgert – die Aktie verliert zweistellig.

Doch nun tritt die Diskussion in eine neue Phase: Dass ein unabhängiger Experte diese Vorgänge bestätigt, könnte Tesla in ernsthafte Schwierigkeiten bringen. Denn das Problem betrifft nicht nur wenige Fahrzeuge – Tausende solcher Autos sind täglich auf den Straßen unterwegs.

Besonders das von Tesla favorisierte „Vision only“-System gerät in die Kritik. Anders als viele andere Hersteller, die Radarsysteme nutzen, verlässt sich Tesla nur auf Kameras.

Was auf den ersten Blick innovativ wirkt, scheint sich in der Praxis als problematisch herauszustellen: Fehlende Daten führen zu falschen Reaktionen des Autopiloten.

Teslas Autopilot bremste auf der linken Spur plötzlich von 140 km/h auf 96 km/h ab – eine gefährliche Situation für den nachfolgenden Verkehr.

Gefahr durch Autopilot?

„Das Gutachten ist brisant“, sagt Christoph Lindner, Anwalt des Tesla-Klägers. „Wenn solche gravierenden Sicherheitsprobleme erst durch Zivilprozesse ans Licht kommen, ist das schlichtweg zu spät.“ Er fordert Tesla auf, das Problem schnellstmöglich zu lösen.

Dass das Unternehmen bisher jede Verantwortung von sich weist, hält er für gefährlich. „Die Menschen verlassen sich auf die Technik – und die hat hier offensichtlich versagt.“

Ob das Landgericht Traunstein in diesem Fall ein klares Urteil fällen wird, ist noch offen. Doch das Gutachten dürfte einen erheblichen Einfluss auf das Verfahren haben. Tesla selbst hat sich bislang nicht offiziell zu den Vorwürfen geäußert.