Schwäbisch Gmünd – einst das Symbol einer aufstrebenden, exportorientierten Wirtschaft – steht vor harten Zeiten. Der Automobilzulieferer Bosch plant den Abbau von bis zu 2.000 Arbeitsplätzen.
Für die 60.000 Einwohner zählende Stadt bedeutet das nicht nur eine massive Reduktion der Kaufkraft, sondern auch geringere Steuereinnahmen und düstere Perspektiven für die lokale Wirtschaft.
Doch Schwäbisch Gmünd ist kein Einzelfall. In ganz Baden-Württemberg, Bayern und anderen früheren Vorzeigeregionen der deutschen Wirtschaft zeigt sich ein besorgniserregender Trend: Wohlstand weicht der Krise.
Die Exportschwäche trifft die Stärksten
Deutschlands Exporte stagnieren. Laut Statistischem Bundesamt lagen die Ausfuhren im September 2024 um 0,2 Prozent unter dem Vorjahresmonat – ein Zeichen, dass die Exportnation keine Impulse vom Weltmarkt erhält.
Besonders hart trifft das exportstarke Bundesländer wie Baden-Württemberg und Bayern. Unternehmen wie BMW, Mercedes-Benz oder Bosch kämpfen nicht nur mit nachlassender Nachfrage, sondern auch mit steigenden Energiepreisen, Fachkräftemangel und bürokratischen Hürden.
Zahlen sprechen eine deutliche Sprache:
- Minus 0,6 Prozent BIP-Wachstum in Baden-Württemberg im dritten Quartal 2024.
- Bayern folgt mit einem Minus von 0,7 Prozent, Hamburg ist mit 0,9 Prozent Schlusslicht.
- Zum Vergleich: Das BIP Deutschlands wuchs insgesamt um magere 0,1 Prozent.
Der Abschied von der Industrie?
Das Mantra „Made in Germany“ steht auf dem Prüfstand. Während Regionen wie Brandenburg mit dem Wachstumstreiber Tesla profitieren, kämpfen traditionelle Industriestandorte mit dem Begriff der Deindustrialisierung.
Hohe Strom- und Gaspreise sowie die Konkurrenz durch günstigere Standorte im Ausland zwingen immer mehr Unternehmen dazu, Produktion ins Ausland zu verlagern.
Besonders betroffen sind dabei sogenannte „hidden champions“ – mittelständische Unternehmen, die in ihren Nischen global führend sind. Sie bilden oft das Rückgrat ganzer Regionen, verlieren jedoch zunehmend ihre Wettbewerbsfähigkeit.
Lesen Sie auch:
Die Gewinner: Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern
Doch es gibt auch Lichtblicke. Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern zeigen, dass wirtschaftliches Wachstum möglich ist – wenn auch unter ganz anderen Voraussetzungen.
Tesla und staatliche Transfers kurbeln das BIP in Brandenburg an, das im dritten Quartal um 1,1 Prozent zulegte. Mecklenburg-Vorpommern verzeichnete sogar ein Plus von 3,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, was vor allem auf die geringe Abhängigkeit von Exporten zurückzuführen ist.
„Wir sehen eine klare Spaltung zwischen exportstarken und konsumorientierten Regionen“, erklärt Robert Lehmann vom Ifo-Institut.
Konsum statt Industrie: Ein zweifelhafter Trend
Der private Konsum stützt derzeit die deutsche Wirtschaft. Steigende Reallöhne – um 2,9 Prozent im dritten Quartal – stabilisieren die Binnennachfrage, während die Industrie schwächelt. Doch die Abhängigkeit vom Konsum birgt Risiken. Ohne eine starke Exportwirtschaft bleibt das Wachstum fragil und regional begrenzt.