19. September, 2024

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Commerzbank-Deal mit UniCredit – JPMorgan sorgt für Ärger in Berlin

Der Verkauf von Commerzbank-Anteilen an die italienische UniCredit sorgt in der Bundesregierung für Unmut. Viele wussten nichts von der Entscheidung – nun stehen Fragen im Raum.

Commerzbank-Deal mit UniCredit – JPMorgan sorgt für Ärger in Berlin
UniCredit wird Großaktionär der Commerzbank – und einige hochrangige Beamte in Berlin wussten nichts davon.

Die Überraschung kam nicht schleichend, sie schlug ein wie eine Bombe. Während einige Politiker dachten, sie hätten alles im Griff, wurde in den Hinterzimmern ein Deal eingefädelt, der nicht gut ankommt: UniCredit hat sich still und leise einen dicken Anteil an der Commerzbank gesichert. 9 Prozent – und das mit der Hilfe von JPMorgan, die die Bundesregierung beraten hat. Das sorgt jetzt für ordentlich Ärger.

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Kein offenes Spiel – wie der Deal ablief

JPMorgan spielte hier die entscheidende Rolle. Die amerikanische Investmentbank lud die italienische UniCredit ein, ein Gebot für 4,5 Prozent der Commerzbank-Aktien abzugeben – und das, obwohl die Bundesregierung mehrfach signalisiert hatte, keine Anteile an strategische ausländische Investoren verkaufen zu wollen.

Laut der Financial Times wussten hochrangige Beamte in Berlin nicht einmal von diesem Vorstoß. Erst als es zu spät war, wurde ihnen klar, dass UniCredit sich nicht nur 4,5, sondern gleich 9 Prozent der Anteile gesichert hatte. Damit ist die italienische Bank jetzt der zweitgrößte Aktionär – direkt nach dem deutschen Staat.

„Berlin blindsided after JPMorgan asked UniCredit to bid for Commerzbank stake.“

Kritik am Verfahren – warum nicht alle Bescheid wussten

Besonders pikant: Der Verkauf lief über ein sogenanntes „beschleunigtes Bookbuilding“. Normalerweise wird dieses Verfahren verwendet, um Aktien schnell an Finanzinvestoren zu verkaufen – nicht aber an strategische Käufer wie UniCredit.

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Das sehen viele Kritiker als großen Fehler. Goldman Sachs, ursprünglich ebenfalls in den Deal involviert, soll sich zurückgezogen haben, als klar wurde, dass UniCredit strategische Absichten verfolgte. Am Ende blieb JPMorgan allein für die Abwicklung des Deals verantwortlich – und die Regierung hatte plötzlich einen italienischen Großaktionär bei der Commerzbank.

Verärgerung in der Politik

„Niemand in der Regierung wollte UniCredit einladen“, sagte eine Person, die mit den Diskussionen vertraut ist, gegenüber der FT.

Die Frustration in Berlin wächst. Während die Commerzbank einen internationalen Partner bekommt, fürchten viele Politiker, dass dieser Schritt die Kontrolle über eine der wichtigsten deutschen Banken gefährden könnte.

JPMorgan führte den Deal durch, obwohl die Regierung strategische Käufer wie UniCredit eigentlich vermeiden wollte.

Laut Bloomberg prüft die Deutsche Bank bereits, wie sie eine mögliche Übernahme der Commerzbank durch UniCredit verhindern könnte. Eine der Optionen: der Kauf der restlichen Staatsanteile, die der Bund noch an der Commerzbank hält.

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Was jetzt auf dem Spiel steht

Für die Commerzbank und den deutschen Bankensektor könnte der Einstieg von UniCredit weitreichende Folgen haben. Sollte UniCredit weiter aufstocken, könnte das zu einer vollständigen Übernahme führen – ein Szenario, das viele in Berlin verhindern wollen. Denn mit der Commerzbank verliert der deutsche Staat nicht nur eine Bank, sondern einen wichtigen Akteur auf dem heimischen Markt.