Ein umstrittener Wechsel auf die internationale Bühne
Die Bundesregierung will Außenministerin Annalena Baerbock als deutsche Kandidatin für den Vorsitz der UN-Generalversammlung nominieren. Ein prestigeträchtiges Amt – aber auch ein hochpolitischer Wechsel. Während ihre Wahl als Formsache gilt, kommt scharfe Kritik nicht nur aus der Diplomatie, sondern auch aus Moskau.
Der frühere Vorsitzende der Münchner Sicherheitskonferenz, Christoph Heusgen, hält Baerbocks Nominierung für falsch.
„Es ist eine Unverschämtheit, die beste und international erfahrenste deutsche Diplomatin durch ein Auslaufmodell zu ersetzen“, sagte er dem Tagesspiegel.
Er verweist auf die ursprünglich geplante Kandidatin Helga Schmid, die als langjährige Diplomatin international hohes Ansehen genießt.
Politische Besetzung statt Fachkompetenz?
Helga Schmid, die unter anderem das Iran-Nuklearabkommen mitverhandelt hat und aktuell Generalsekretärin der OSZE ist, galt lange als Favoritin für den Posten. Nun soll stattdessen Baerbock die Position übernehmen – eine Entscheidung, die Kritiker als politisch motiviert werten.
Heusgen spricht von einer „Aktion Abendrot“, die eher Baerbocks Karriere absichere, als dass sie den besten Kandidaten ins Amt bringe. Auch Ex-Außenminister Sigmar Gabriel äußerte sich zurückhaltend: „Frau Baerbock kann viel von Helga Schmid lernen.“

Moskau nutzt die Personalie für Propaganda
Während in Deutschland die Personalie kontrovers diskutiert wird, nutzt Moskau die Gelegenheit für scharfe Angriffe. Die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, erklärte, es sei „merkwürdig“, 80 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg eine „Enkelin eines Nazis“ an der Spitze der UN-Generalversammlung zu sehen.
Sacharowa spielt damit auf Baerbocks Großvater an, der Offizier der Wehrmacht war – eine biografische Information, die Russland bereits in der Vergangenheit für politische Angriffe genutzt hat.
Zwischen Multilateralismus und Personaldebatte
Trotz der Kritik gibt es auch Rückendeckung für Baerbock. Grünen-Politiker Anton Hofreiter betonte die Bedeutung des Amtes und bezeichnete ihre Nominierung als „wichtige Position für den Multilateralismus“. Doch das Argument, dass es sich hierbei um eine parteipolitische Entscheidung handelt, bleibt bestehen.
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