Die deutsche Wirtschaft steht vor einem Sturm. Die neuesten Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Die Insolvenzen großer Unternehmen haben im ersten Halbjahr 2024 um dramatische 37 Prozent zugenommen, ein Niveau, das seit 2015 nicht mehr erreicht wurde.
Diese Entwicklung signalisiert weit mehr als nur einzelne wirtschaftliche Fehlschläge; sie kündigt eine tiefergehende Krise an, die sich durch alle Branchen ziehen könnte.
Dominoeffekt großer Insolvenzen
Die Großinsolvenzen bringen nicht nur die betroffenen Unternehmen in Bedrängnis; sie lösen eine Kettenreaktion aus, die ganze Lieferketten und damit verbundene kleinere Unternehmen mit in den Abgrund ziehen kann.
„Große Insolvenzen haben oft einen Dominoeffekt auf viele Unternehmen in der gesamten Lieferkette“, warnt Milo Bogaerts, der Deutschland-Chef von Allianz Trade.
Der Schaden ist immens: Allein der kumulierte Umsatz der insolventen Großunternehmen betrug im ersten Halbjahr 11,6 Milliarden Euro.
Branchen in der Krise
Besonders betroffen sind das Baugewerbe und der Einzelhandel, insbesondere Anbieter von Mode und Textilien. Aber auch der Dienstleistungssektor und die Möbelindustrie spüren den Druck.
„Schwache Nachfrage bei der E-Mobilität einerseits und bevorstehendes Aus des Verbrenners andererseits: In diesem Spannungsfeld werden Insolvenzen immer wahrscheinlicher.“
Die Ursachen sind vielfältig und reichen von nicht zurückgezahlten Corona-Darlehen bis hin zu abhängigen Beziehungen von Großkunden, die plötzlich wegfallen.
Wirtschaftliche Großwetterlage
Die wirtschaftliche Stimmung in Deutschland ist auf einem Tiefpunkt, beeinflusst von hohen Energiepreisen, einem globalen Nachfrageeinbruch und steigenden Arbeitskosten.
Jürgen Matthes, Leiter der internationalen Wirtschaftspolitik am Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln, sieht zudem internationale Risikofaktoren wie instabile Lieferketten und geopolitische Unsicherheiten als zusätzliche Belastung.
Prognose und Ausblick
Für das Jahr 2024 erwartet Allianz Trade einen weiteren Anstieg der Insolvenzzahlen um 21 Prozent. Diese Entwicklung könnte sich erst im kommenden Jahr stabilisieren, allerdings ohne einen Rückgang der Zahlen, sondern lediglich durch einen verlangsamten Anstieg.