19. September, 2024

Wirtschaft

Stillstand in der Wirtschaft? Deutschlands Wachstumsmotor stottert

Das Ifo-Institut korrigiert die Wachstumsprognose für Deutschland auf null – strukturelle und konjunkturelle Krisen lähmen die Industrie und dämpfen den Konsum.

Stillstand in der Wirtschaft? Deutschlands Wachstumsmotor stottert
Produktivitätsstillstand prägt die deutsche Industrielandschaft, mit Investitionen, die weit hinter den notwendigen Maßnahmen zurückbleiben, um globale Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten.

In einer beispiellosen Revision seiner Wirtschaftsprognosen hat das Münchner Ifo-Institut Alarm geschlagen: Für das laufende Jahr wird nun kein Wachstum mehr erwartet. Diese Korrektur reflektiert tiefgreifende strukturelle und konjunkturelle Probleme, die das Rückgrat der deutschen Wirtschaft zu lähmen drohen.

ifo Institut sieht null Wachstum im laufenden Jahr
Das ifo Institut hat seine Wachstumsprognose für das laufende Jahr zurückgenommen. Es rechnet nun mit null Wachstum statt wie bislang mit 0,4%. Auch für das kommende Jahr senkte das Institut seine Schätzung, auf 0,9% statt 1,5%. Erst 2026 soll die Wirtschaft nun um 1,5% wachsen. „Die deutsche Wirtschaft steckt fest, und sie dümpelt in einer Flaute, während andere Länder den Aufwind spüren“, sagt ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser.

Strukturelle Sackgassen

Laut Timo Wollmershäuser, dem Konjunkturchef des Ifo-Instituts, steckt die deutsche Wirtschaft in einer strukturellen Krise. Der Mangel an Investitionen in der Industrie und ein jahrelanger Stillstand der Produktivität sind nur einige der Faktoren, die zu dieser Einschätzung führen.

„Wir haben nicht nur eine konjunkturelle Delle, sondern eine tiefe strukturelle Krise“, betont Wollmershäuser.

Diese Krise wird verstärkt durch den demografischen Wandel, die notwendigen Anpassungen an die Dekarbonisierung und die Digitalisierung sowie die anhaltenden globalen Unsicherheiten.

Trotz eines geplanten Rückgangs des Staatsdefizits von 2,0 Prozent in diesem Jahr auf 1,3 Prozent im nächsten, bleibt die dringende Notwendigkeit, strukturelle und konjunkturelle Herausforderungen anzugehen, um nachhaltiges Wachstum zu fördern.

Konjunkturelle Kühle

Die Auftragslage in der Industrie ist weiterhin schwach, und die erhoffte Belebung durch gestiegene Exporte bleibt aus. Die Verunsicherung in der Bevölkerung führt dazu, dass statt des erwarteten Konsumanstiegs eine erhöhte Sparquote zu verzeichnen ist.

„Die Kaufkraftgewinne führen nicht zu mehr Konsum, sondern fließen in die Ersparnisse“, erläutert Wollmershäuser die paradoxe Situation.

Mit einer Sparquote von nunmehr 11,3 Prozent liegt diese deutlich über dem Zehnjahresschnitt vor der Corona-Pandemie.

Blick auf den Arbeitsmarkt und die Inflation

Auch der Arbeitsmarkt gibt wenig Anlass zur Hoffnung. Die Arbeitslosenquote soll von 5,7 Prozent im letzten Jahr auf 6,0 Prozent in diesem Jahr steigen, mit einer leichten Besserung im nächsten Jahr. Doch selbst diese kleine Erholung bietet kaum Trost angesichts der breiteren wirtschaftlichen Stagnation.

Ein Silberstreifen am Horizont ist die fallende Inflationsrate. Nach einem Hoch von 5,9 Prozent im vergangenen Jahr wird erwartet, dass sie in diesem Jahr auf 2,2 Prozent und im nächsten Jahr weiter auf 2,0 Prozent sinkt. Dies könnte langfristig den Konsum fördern, falls die Verbrauchervertrauen wiederhergestellt werden kann.

Die Rolle des Staates

Das Defizit im Staatshaushalt wird voraussichtlich in diesem Jahr 2,0 Prozent der Wirtschaftsleistung erreichen und im nächsten Jahr auf 1,3 Prozent zurückgehen. Dies spiegelt die ernsthaften Bemühungen wider, die fiskalische Stabilität zu wahren, während gleichzeitig versucht wird, die Wirtschaft durch gezielte Maßnahmen zu stimulieren.

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