Ein alter Bekannter, ein neues Kapitel
Donald Trumps Rückkehr ins Amt des US-Präsidenten hätte vor Jahren noch wie ein politisches Fiebertraum-Szenario gewirkt. Doch die Welt hat sich verändert – und mit ihr die Wahrnehmung von Trump.
Während seine erste Amtszeit als "Betriebsunfall der Demokratie" abgetan wurde, wirkt die zweite wie das Ergebnis strategischer Planung. Seine Unterstützer sind besser organisiert, seine politischen Ziele klarer umrissen, und seine Art, Macht auszuüben, ist längst etabliert.
Der Übergang von Joe Biden zu Trump verläuft bislang überraschend geordnet. Statt Chaos und Bürgerkriegsängsten herrscht Normalität – zumindest nach amerikanischen Maßstäben. Doch hinter den Kulissen wird deutlich, wie sehr sich Trump und sein Stil inzwischen auf der internationalen Bühne verfestigt haben.
Europas Annäherung: Umarmung statt Konfrontation
Europa hat aus den vergangenen Jahren gelernt. Statt sich auf Konfrontationskurs zu begeben, versuchen europäische Führer, Trump zu integrieren. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron machte diesen Ansatz jüngst bei der Wiedereröffnung der Kathedrale Notre-Dame deutlich. Dort saß Trump neben Elon Musk, einem weiteren Symbol der neuen, unberechenbaren Macht.
Auch in den Beziehungen zu Osteuropa wird diese Strategie sichtbar. Bei einem Treffen zwischen Macron, Trump und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj wurde Trump bewusst eingebunden – trotz noch fehlender diplomatischer Strukturen. Europas Botschaft ist klar: Kooperation ist besser als Konfrontation.
Trumps Stil als globale „Soft Power“
Während Trumps erste Amtszeit vor allem durch harte Maßnahmen wie Strafzölle und Migrationspolitik geprägt war, entfaltet er nun einen neuen, subtileren Einfluss. Sein direkter, oft provokativer Kommunikationsstil hat weltweit Nachahmer gefunden. Politiker setzen verstärkt auf soziale Medien, um ihre Botschaften zu verbreiten, oft inspiriert von Trumps Erfolg.
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Die sozialen Medien sind längst zur Arena geworden, in der auch geopolitische Themen diskutiert werden. Trumps Kommentare zu Syrien oder Migration erreichen Millionen – und das oft schneller als die offiziellen Statements seiner Regierung.
Die politische Kultur im Wandel
Trumps Einfluss reicht über politische Inhalte hinaus. Sein Auftreten, seine Sprache und seine strategische Unberechenbarkeit haben die politische Kultur verändert. Politiker wie Elon Musk oder FDP-Chef Christian Lindner scheinen Aspekte von Trumps Stil bewusst zu übernehmen, um Aufmerksamkeit zu generieren.
Selbst in der internationalen Diplomatie zeigt sich, wie flexibel Trumps Stil adaptiert wird. So nutzte der syrische Premierminister ein Facebook-Video, um die Kapitulation des Assad-Regimes zu verkünden – eine Methode, die ohne Trumps Beispiel kaum denkbar wäre.
Ein veränderter Zeitgeist
Trump passt heute besser in den globalen politischen Zeitgeist als zu Beginn seiner Karriere. Themen wie Migration, Sicherheit und Industriepolitik dominieren die öffentliche Diskussion, insbesondere in Europa. Gleichzeitig hat der Klimaschutz an Priorität eingebüßt, was Trump und seine Unterstützer geschickt ausnutzen.
Für Europa bedeutet dies, dass eine engere Zusammenarbeit mit Trump zwar unumgänglich ist, aber auch Risiken birgt. Die Europäer müssen Strategien entwickeln, um ihre Interessen zu wahren, ohne in Abhängigkeit zu geraten.