Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir hat beim Deutschen Bauerntag in Cottbus mutig die Bühne betreten und keinen Konflikt gescheut. Mit einer Rede, die zahlreiche brennende Themen ansprach – von Agrardiesel über Bürokratie bis hin zu Naturschutzvorschriften –, stellte sich Özdemir den Sorgen und Nöten der Landwirte. Eine kühne Konfrontation in der "Höhle des Löwen" also. Allerdings blieb der von Bauernpräsident Joachim Rukwied vehement geforderte Kurswechsel in der Agrarpolitik unerwähnt und wohl auch unverhandelt. Stattdessen versprach Özdemir, sich für eine Anhebung der Mehrwertsteuer auf Fleisch stark zu machen, um mit diesen Einnahmen den tierschutzgerechten Umbau von Ställen zu finanzieren. Dieses Zugeständnis bewahrte den Minister vor einem sofortigen Eklat mit den Landwirten. Doch eine Entwarnung ist nicht in Sicht. Nach dem Bauerntag deutet alles darauf hin, dass Rukwied nach der Erntezeit mit erneuten Traktorenkonvois und Straßenblockaden den Druck erhöhen wird. Ein heißer und lautstarker Herbst in Deutschland scheint vorprogrammiert.