Mit einem neu aufgeflammten Verdacht auf Sabotage an einem Ostsee-Kommunikationskabel haben die schwedischen Behörden kürzlich ein weiteres Schiff ins Visier genommen. Im Rahmen verschärfter Ermittlungen beschlagnahmte die Küstenwache einen Frachter, dessen Anker mutmaßlich ein unterseeisches Glasfaserkabel zwischen der Insel Gotland und Ventspils in Lettland beschädigt haben könnte. Doch in Bulgarien, dem Herkunftsland des Schiffes, wird dieser Vorwurf vehement zurückgewiesen.
Die vergangenen Monate zeichnen ein beunruhigendes Bild zunehmender Vorfälle von Kabel- und Leitungsbeschädigungen in der Ostsee. Besonders heikel: Zwei Glasfaserkabelbrüche zwischen Helsinki und Rostock sorgten bereits in der Vergangenheit für Schlagzeilen. Ob es sich bei diesen Vorfällen um absichtliches Handeln von Schiffscrews handelt, wird von den Behörden intensiv untersucht.
Spannungen werden zudem durch die sogenannten Schattenflotten Russlands befeuert. Verdächtige Schiffe werden schärfer unter die Lupe genommen, wie im aktuellen Fall des neuerlich beschlagnahmten Frachters. Obwohl das Schiff allem Anschein nach keinen bekannten Bezug zu russischen Flottenstrukturen hat, bleibt der Ursprung des Kabelbruchs fragwürdig. Ein schlechter Wetterbericht könnte der Auslöser für den fallenden Anker gewesen sein, so die bulgarischen Reedereien.
Die jüngste Beschädigung eines Kabels im schwedischen Wirtschaftsraum wirft einmal mehr die Frage auf, ob es sich hierbei um fahrlässige Handlungen oder gezielte Sabotage handelt. Bei den Ermittlungen stehen auch die Schiffsbedingungen im Fokus: Laut Berichten sei der Frachter, der seit Tagen in der Nähe von Karlskrona vor Anker liegt, in einem schlechten Zustand. Teile des Schiffsankers sollen beschädigt sein – eine offizielle Bestätigung steht jedoch aus.
Angesichts der Häufung solcher Vorfälle fordern Stimmen, wie die des litauischen Außenministers Budrys, eine Überprüfung der Schifffahrtsregularien in der Ostsee. Das wiederholte Kabelversagen scheint zu belegen, dass nicht einfach von einem Zufall ausgegangen werden kann. Vielmehr stehen die Bedrohungen durch undurchschaubare Schiffstransaktionen und deren Folgen für die kritische Infrastruktur im Blickfeld der europäischen Sicherheitspolitik.