08. Januar, 2025

Politik

Österreichs Politische Landschaft vor Umbruch: Herbert Kickl auf dem Vormarsch

Österreichs Politische Landschaft vor Umbruch: Herbert Kickl auf dem Vormarsch

Die politische Landschaft in Österreich erlebt derzeit eine potenziell einschneidende Veränderung mit dem Aufstieg von Herbert Kickl, dem Führer der rechtspopulistischen Freiheitlichen Partei. Nachdem die Mitte-Politiker des Landes es nicht vermochten, ihn nach dem Wahlsieg seiner Partei mit 29 Prozent der Stimmen im vergangenen September von der Macht fernzuhalten, scheint Kickl nun auf dem besten Weg, Bundeskanzler zu werden. Seine politische Rhetorik, die gelegentlich nationalsozialistische Anklänge aufweist, zeichnet für viele ein düsteres Bild einer möglichen „Festung Österreich“ ohne Asylsuchende.

Dennoch könnte Kickl in den anstehenden Koalitionsverhandlungen nicht alle seine Forderungen durchsetzen. Da seine Partei derzeit nur 31 Prozent der Sitze im Parlament innehat, hofft er auf die Unterstützung der konservativen Volkspartei für eine Regierungsbildung. Diese hatte zunächst eine Koalition unter seiner Führung abgelehnt, bis ihre Versuche, eine andere Regierungsform zu finden, scheiterten. Nun liegt es an der Volkspartei, ob ein akzeptables Koalitionsabkommen erzielt werden kann. Sollte dies nicht gelingen, könnte sie sich gegen eine Regierung mit Kickl entscheiden, was wahrscheinlich Neuwahlen zur Folge hätte.

Der potenzielle Aufstieg Kickls über Österreich hinaus alarmiert Beobachter, die eine ähnliche Entwicklung in Deutschland für möglich halten. Doch die beiden Länder unterscheiden sich deutlich. Die Freiheitliche Partei hat bereits mehrfach an Regierungen in Österreich partizipiert, während die Alternative für Deutschland auf Bundesebene bisher keinen Regierungseinzug verzeichnen konnte. In Deutschland scheint die Abgrenzung der etablierten Parteien stabil zu sein, trotz Spitzenwerten der AfD im jüngsten Thüringer Wahlergebnis.

In einem größeren Kontext betrachtet, wirft die Entwicklung in Österreich ein Schlaglicht auf die besorgniserregende Putinisierung in Mitteleuropa. Von Viktor Orbáns starken Einfluss in Ungarn bis hin zu Robert Ficos Regierungsführung in der Slowakei ist eine Tendenz zur russlandfreundlichen Politik zu beobachten. Wiederkehrende Euroskepsis und Pro-Russische Bewegungen nehmen Fahrt auf, während Länder wie Polen und die baltischen Staaten sich klar gegen Wladimir Putin positionieren.

Obwohl Österreich mit seinen neun Millionen Einwohnern weniger Gewicht hat als größere Länder wie Deutschland oder Frankreich, ist die drohende Verlagerung nach rechts dennoch erheblich. Vor allem in einer Zeit, in der europäische Einheit dringend gebraucht wird, könnten Führer, die sich gegen Brüssel stellen, den Autokraten Freude bereiten und die Solidarität des Kontinents schwächen.