Österreich steht vor einem bedeutenden politischen Wandel, da mit Herbert Kickl erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg ein rechtsextremer Kanzler bevorstehen könnte. Als Vorsitzender der Freiheitlichen Partei Österreichs deutet dieser Schritt weniger auf eine Ausnahme hin, sondern vielmehr auf einen Trend, der sich im entwickelten Westen abzeichnet. Die Frage, wie sehr Anhänger der liberalen Demokratie und ihrer Institutionen beunruhigt sein sollten, gewinnt dadurch an Dringlichkeit.
Intensiv diskutiert werden die Faktoren, die den Aufstieg des Nationalismus in Österreich beschleunigen. Dazu zählen russische Trollfarmen sowie Netzwerke der Alt-Right-Bewegung. Zudem hat die österreichische Mitte-rechts-Partei durch die "Normalisierung" der Freiheitlichen Partei Österreichs, etwa durch die Übernahme einiger ihrer Ideen und die Einladung zur Machtbeteiligung, zur aktuellen Situation beigetragen. Kickl selbst hat als ehemaliger Innenminister Schlagzeilen gemacht, als er die Büros des nationalen Nachrichtendienstes durch die Polizei durchsuchen ließ, um diese zu diskreditieren.