In einer bemerkenswerten Wende der österreichischen Politik hat Außenminister Alexander Schallenberg den Posten des geschäftsführenden Kanzlers übernommen, wie Bundespräsident Alexander Van der Bellen bekanntgab. Schallenberg, ein erfahrener Diplomat der ÖVP, tritt in eine interimistische Führungsrolle, nachdem der bisherige Kanzler Karl Nehammer aufgrund gescheiterter Koalitionsverhandlungen seinen Rücktritt erklärte. Die Suche nach einer stabilen Regierungsmehrheit bleibt drei Monate nach der Parlamentswahl eine Herausforderung.
Angesichts der derzeit festgefahrenen politischen Situation hat die ÖVP nun Gespräche mit der rechten FPÖ aufgenommen. Diese Entwicklung markiert eine Kehrtwende für die Konservativen, die bislang eine Zusammenarbeit mit FPÖ-Chef Herbert Kickl strikt abgelehnt hatten. Der politische Kurswechsel erfolgte unmittelbar nach Nehammers Rückzug und lässt auf ein potentielles Bündnis der beiden Parteien hoffen.
Trotz seiner neuen Rolle als Kanzler macht Schallenberg deutlich, dass er einer Regierung mit Führung durch die FPÖ nicht angehören will. Seit 2019 als Chefdiplomat bekannt, übernimmt der 55-Jährige, wie schon 2021 kurzzeitig, das Kanzleramt in einer politischen Übergangsphase. Seine unmittelbare Aufgabe besteht darin, die bisherigen Regierungsmitglieder von ÖVP und Grünen in dieser Übergangszeit zu koordinieren und Stabilität zu sichern.