In einer bewegten Debatte zur Organspende formiert sich im deutschen Bundestag fraktionsübergreifend Widerstand gegen die Einführung einer Widerspruchslösung. Stephan Pilsinger, Gesundheitspolitiker der CSU, äußerte im Gespräch mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland seine Bedenken. Er kritisierte das Fehlen wissenschaftlicher Belege für eine Erhöhung der Organspendezahlen durch diese Regelung und bezeichnete die Widerspruchslösung als 'toxisch' für die Bemühungen um mehr Spendenbereitschaft.
Während im Juni eine Gruppe von Abgeordneten eine Initiative präsentierte, die die gesetzliche Einführung dieser Regel als Ziel hat, laufen die Kritiker jetzt zu Höchstform auf. Der Vorschlag hatte ursprünglich vorgesehen, dass jeder Organspender ist, solange er nicht explizit widerspricht. Aktuell ist eine Entnahme von Organen nur mit klarer Zustimmung möglich. Der Vorstoß zur Einführung scheiterte erstmals 2020.
Unterstützung für die Widerspruchslösung kommt von prominenter Seite: Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach, seinerzeit Abgeordneter der SPD, befürwortet diesen Weg. Er argumentiert pragmatisch, dass ohne ein breiteres Engagement für das Thema die benötigten Organspendezahlen nicht erreicht werden und warnt vor dem 'Sterben auf der Warteliste'. Er hofft auf eine Entscheidung in dieser Wahlperiode, idealerweise bis zum Frühjahr 2025, wie auch CDU-Abgeordnete Gitta Connemann ankündigt.
Trotz der Unterstützung bleiben Bedenken, vor allem im Hinblick auf den möglichen Kontrollverlust gegenüber dem Staat. Pilsinger sieht in der Widerspruchslösung, gerade in Zeiten unzureichender Pandemieaufarbeitung, einen weiteren Grund für Bürger, skeptisch auf staatliche Interventionsversuche zu blicken. Schon in wenigen Tagen werden die Eckpunkte des alternativen Gesetzentwurfs der Gruppe vorgestellt, die sich explizit gegen die Widerspruchslösung ausspricht.