08. September, 2024

Health

Organspendeausweise und Patientenverfügungen: Weiterhin niedrige Zahlen bereiten Sorgen

Organspendeausweise und Patientenverfügungen: Weiterhin niedrige Zahlen bereiten Sorgen

Die Zahl der Personen in Deutschland, die im Besitz eines Organspendeausweises oder einer Patientenverfügung sind, bleibt laut Experten weiterhin unzureichend. Axel Rahmel, der medizinische Vorstand der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO), gab bekannt, dass lediglich 15 Prozent der potenziellen Organspender ihren Willen schriftlich fixiert haben. Dies führt in etwa zwei Drittel der Fälle dazu, dass Angehörige vor der schwierigen Frage stehen, ob einer Organspende zugestimmt werden soll. In der Ungewissheit lehnen Angehörige in rund 80 Prozent der Gespräche die Organspende ab – trotz einer Gesamtzustimmung in der Bevölkerung von über 80 Prozent.

Ein Blick auf die Wartelisten von Eurotransplant verdeutlicht die Dringlichkeit: Ende April warteten bundesweit mehr als 8300 Patienten auf ein Spenderorgan, davon über 6400 auf eine Niere.

Hoffnung schöpft die DSO aus dem neuen Online-Register zur Organspende, welches Mitte März ins Leben gerufen wurde. Bis Ende Mai hatten sich bereits mehr als 120.000 Personen unter www.organspende-register.de registriert. Allerdings ist die Anzahl der Registrierungen in der jüngsten Zeit nur langsam gestiegen. Laut DSO könnte es viele Jahre dauern, bis ein bedeutender Teil der Bevölkerung im Register dokumentiert ist, sofern die Anmeldungen nicht zügig zunehmen.

Axel Rahmel plädiert für verstärkte Aufklärung über das Online-Portal. Eine hohe Zahl an Eintragungen sei entscheidend, damit das Register als wertvolle Ergänzung zu Organspendeausweis und Patientenverfügung fungieren könne. Für Rahmel ist das Register zudem eine wichtige Basis für die Einführung der sogenannten Widerspruchslösung. Hierbei wird die Bereitschaft zur Organspende vorausgesetzt, solange keine ausdrückliche Ablehnung seitens des Einzelnen vorliegt. Eine entsprechende Initiative zur Gesetzgebung haben die Bundesländer Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen im Bundesrat angekündigt, nachdem ein erster Anlauf im Bundestag 2020 scheiterte.

"Die Widerspruchslösung könnte dabei helfen, eine Kultur der Organspende zu fördern, wie sie in anderen Ländern bereits erfolgreich gelebt wird," so Rahmel. "Dies wäre ein deutliches Signal, dass sowohl die Gesellschaft als auch die Politik hinter der Organspende stehen und würde den Umgang mit diesem wichtigen Thema positiv und selbstverständlich gestalten."