19. Februar, 2025

Wirtschaft

Orbáns Zinsgeschenk an die Sparer – Ungarns Wirtschaftsmotor stottert

Viktor Orbáns Plan war simpel: Milliarden-Zinszahlungen an ungarische Sparer sollten die lahmende Konjunktur ankurbeln – und ihm den Wahlsieg 2026 sichern. Doch die erhoffte Konsumwelle bleibt aus. Jetzt droht dem ungarischen Premier ein wirtschaftliches und politisches Desaster.

Orbáns Zinsgeschenk an die Sparer – Ungarns Wirtschaftsmotor stottert
Ungarns Regierung zahlt 2025 rund 4,2 Milliarden Euro Zinsen an Sparer – doch der erhoffte Konsumboom bleibt bisher aus.

Milliarden gegen die Krise – Orbáns verzweifelter Rettungsversuch

Ungarns Wirtschaft steckt tief in der Krise. Nach einem Rückgang der Wirtschaftsleistung 2023 blieb auch 2024 die erhoffte Erholung aus. Inflationsgeplagte Bürger halten ihr Geld zusammen, die Wachstumsprognosen wurden gesenkt, und die Angst vor Jobverlusten wächst.

Für Viktor Orbán, der 2026 wiedergewählt werden will, wird die schwächelnde Konjunktur zum politischen Pulverfass.

Sein Plan: ein Geldsegen für Sparer. Rund 4,2 Milliarden Euro will der Staat 2025 an Zinsen für ungarische Staatsanleihen ausschütten – vor allem an Kleinanleger, die dem Staat seit Jahren Geld leihen. Orbáns Kalkulation war, dass die Bürger diesen unverhofften Geldregen ausgeben und die Binnenkonjunktur damit wiederbeleben.

Doch bislang verpufft der Effekt. Während Wirtschaftsminister Márton Nagy noch im Januar euphorisch verkündete, der Zinssegen werde die Wirtschaft „verrückt spielen lassen“, bleiben die Kassen in Ungarns Supermärkten, Möbelhäusern und Restaurants leer.

Ungarn – ein Land der Sparer

Ungarn gehört zu den sparsamsten Nationen Europas. Die turbulente Wirtschaftsgeschichte seit der Wende und die hohen Lebenshaltungskosten der letzten Jahre haben die Bürger vorsichtig gemacht. Ein Großteil ihrer Ersparnisse steckt in ungarischen Staatsanleihen, die direkt an Privatanleger verkauft werden.

Im März 2025 werden große Anleihe-Tranchen fällig – fällt der Konsumimpuls aus, drohen Orbán fehlende Steuereinnahmen und ein Wahlkampf ohne wirtschaftlichen Rückenwind.

Ende 2023 hielten private Haushalte laut Scope Ratings über 27 Milliarden Euro in ungarischen Staatsanleihen – mehr als ein Viertel der gesamten Staatsschulden.

Besonders beliebt: inflationsindexierte Anleihen, die im Zuge der hohen Inflation 2023 von 17,6 Prozent Zinsen von bis zu 19 Prozent abwarfen. Doch statt das Geld in den Konsum zu stecken, legen die Sparer es wieder an.

Zinssegen ohne Boom – Wo bleibt der Konsum?

Im Januar 2025 flossen bereits 450 Milliarden Forint an Zinszahlungen an die Haushalte. Doch statt die Konjunktur anzukurbeln, passierte das Gegenteil: Die Sparer investierten 550 Milliarden Forint erneut in Staatsanleihen. Der erhoffte Kaufrausch blieb aus – und Orbáns große Wette droht zu scheitern.

Wirtschaftsexperten wie Péter Virovácz von der ING warnen:

„Die Verbraucher halten sich stärker zurück als erwartet, und die Unternehmen spüren das.“

Die gefühlte Inflation – getrieben durch hohe Preise für Lebensmittel, Benzin und Dienstleistungen – liegt laut Ökonomen bei bis zu 20 Prozent. Für viele Ungarn bedeutet das, selbst hohe Zinsen nicht sofort auszugeben.

Wirtschaftswachstum oder Wahlfiasko?

Besonders brisant: Im März 2025 wird eine große Tranche an Anleihen fällig. Sollten die Sparer auch dann nicht konsumieren, sondern weiter sparen, drohen massive Folgen: fehlende Steuereinnahmen, eine anhaltende Wirtschaftsflaute und ein zunehmend unter Druck stehender Wahlkampf Orbáns.

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