Oracle, einer der Urgesteine aus dem Silicon Valley, erlebt momentan ein beeindruckendes Comeback. Die Aktien des Unternehmens sind in diesem Jahr um 55 Prozent gestiegen und liegen damit nur hinter Nvidias spektakulärem Zuwachs von fast 150 Prozent. Am Dienstag legte die Aktie von Oracle um 11 Prozent zu – das erste Mal seit über zwei Jahren, dass die Aktien des Unternehmens an einem einzigen Tag zweistellig gestiegen sind. Grund hierfür ist das über den Erwartungen liegende Ergebnis, das die rapide Expansion von Oracles Cloud-Geschäft zusammen mit bedeutenden Partnerschaften in der Branche unterstreicht.
Andere angesehene Technologieunternehmen konnten bisher nicht von dem KI-Boom profitieren. Ein prägnantes Beispiel dafür ist Intel. Der einst größte Chiphersteller der Welt hat angekündigt, 15.000 Stellen abzubauen. Dies entspricht etwa 15 Prozent der gesamten Belegschaft und ist eine Reaktion auf den stetigen Umsatzrückgang sowie düstere Zukunftsprognosen.
Bereits im August sorgte eine enttäuschende Gewinnmeldung für einen dramatischen Kursverfall der Intel-Aktien, die nun um rund 60 Prozent im Jahresvergleich gesunken sind.
Intel schien zunächst gut positioniert, um vom KI-Boom zu profitieren, insbesondere angesichts der Bemühungen der Biden-Administration, die Chipfertigung in den USA neu zu strukturieren. Allerdings konnte das Unternehmen mit Wettbewerbern wie Nvidia im Bereich Chip-Design nicht Schritt halten. Auch im sogenannten Foundry-Geschäft fällt Intel hinter Taiwans TSMC zurück. Zugleich gerät Intels Kerngeschäft, der Bau von PC-Chips, weiter unter Druck, wie der Technologieanalyst Angelo Zino von CFRA Research betonte. „Intel befindet sich im Grunde genommen in einer sehr verlustreichen Situation“, kommentierte er.
Im Gegensatz dazu ist Oracle auf Erfolgskurs. Das Unternehmen meldete einen Quartalsumsatz von 13,3 Milliarden US-Dollar, was einem Anstieg von 8 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Mehrere Analysten prognostizieren, dass dieses Wachstum in den zweistelligen Bereich anziehen wird, vor allem aufgrund des boomenden Infrastrukturgeschäfts (IaaS), das um 45 Prozent zulegte.
Zwar bleibt Oracles Anteil am Cloud-Markt hinter Riesen wie Microsoft, Google und Amazon Web Services (AWS) zurück, jedoch kann das Unternehmen inzwischen wertvolle Partnerschaften mit allen drei vorweisen. Der am Montag verkündete Deal mit AWS, der es Kunden ermöglicht, Oracles marktführende Datenbank vollständig innerhalb der Cloud-Infrastruktur von Amazon zu nutzen, vollendet das Trio.
Diese Nachricht hat an der Wall Street kaum überrascht. Dennoch hat der starke Gewinnbericht einige Fonds gezwungen, ihre Untergewichtung der Aktie zu revidieren, so Ted Mortonson, Managing Director und Technologie-Stratege bei Baird. „Man liebt entweder [Gründer und Chief Technology Officer] Larry Ellison und [CEO] Safra Catz, oder man tut es nicht“, sagte er. „Entweder man hat eine Geschichte mit ihnen oder man glaubt ihnen, oder eben nicht. In diesem Zyklus gab es kein Vertun: Man musste ihnen glauben.“
Intel-CEO Pat Gelsinger hingegen findet sich nicht in einer ähnlichen Erfolgsposition wieder.