Optimistische Wachstumsprognosen der kanadischen Zentralbank sorgen für Stirnrunzeln

Die jüngste Wachstumsprognose der Bank of Canada steht unter kritischer Beobachtung, denn zahlreiche Ökonomen halten die Einschätzung der Zentralbank für das Jahreswachstum für allzu optimistisch. Um das Wirtschaftswachstum anzukurbeln, könnte noch in diesem Jahr eine deutliche Zinssenkung erforderlich sein. Allgemein wurde erwartet, dass die Bank of Canada ihre Prognose für das Bruttoinlandsprodukt für das gesamte Jahr nach unten korrigieren würde, nachdem die jüngsten Wirtschaftsdaten eher schwach ausgefallen waren. Doch zur Verwunderung vieler Experten blieb die Schätzung für das Jahr 2024 unverändert; lediglich die Vorhersage für das dritte Quartal wurde angepasst. Laut Tony Stillo, Direktor für kanadische Wirtschaft bei Oxford Economics, werde das jährliche Wirtschaftswachstum hinter der Prognose der Zentralbank zurückbleiben, wodurch eine Zinssenkung um 50 Basispunkte im Dezember wahrscheinlich sei, um die Wirtschaft zu stützen. In ihrem aktuellen Bericht zur Geldpolitik passte die Bank ihre Prognose für das annualisierte Wachstum im dritten Quartal von zuvor 2,8 % auf 1,5 % an, hielt jedoch an der Gesamtjahresprognose von 1,2 % fest. Avery Shenfeld, der als Chefökonom für den Kapitalmarkt bei CIBC tätig ist, merkte an, dass ein geringfügig niedrigeres Wachstum als vom BoC prognostiziert ein Faktor für eine Zinssenkung im Dezember sein könnte. Eine größere Zinssenkung würde den Leitzins an das obere Ende der neutralen Zinsspanne bringen, einem vorsichtigen Niveau, an dem die Zentralbank beginnt, die Zinssenkungen zu bremsen. Claire Fan, Ökonomin bei RBC, erwartet ebenfalls eine weitere Senkung um 50 Basispunkte im Dezember und weist darauf hin, dass das reale BIP-Wachstum wahrscheinlich länger verhalten bleiben wird, da die Zinssätze bis 2025 restriktiv bleiben. Der aktuelle Benchmark-Zinssatz wurde um 50 Basispunkte auf 3,75 % gesenkt, was von Gouverneur Tiff Macklem mit der Hoffnung kommentiert wurde, das Wachstum solle sich angesichts der weitgehend gebändigten Inflation verstärken. Die endgültige Entscheidung über weitere Zinssenkungen wird am 11. Dezember gefällt, wobei die Bank bis dahin zwei Sets von BIP-Daten, Inflationszahlen für Oktober und zwei Arbeitsmarktberichte auswerten wird.