Bundesverkehrsminister Volker Wissing hat einen umfassenden Ausbau von Umsteigeknoten auf dem Land propagiert, um die kombinierte Nutzung von Auto und Bahn für Pendler zu erleichtern. Wissings Vision sieht vor, dass Länder selbst bestimmen, welche Standorte sich am besten für solche Umstiegs-Hubs eignen. Von diesen Punkten aus könnten dann eng getaktete Schienenverbindungen in die Metropolregionen angeboten werden, was das Deutschlandticket zusätzlich attraktiv mache.
Die Knotenpunkte sollen nicht nur gut erreichbar sein, sondern auch mit Parkplätzen, Bus-Anbindungen, Radwegen, Fahrradparkhäusern und Ladestationen ausgestattet werden. Dadurch könnten Menschen sowohl ihr Auto als auch den ÖPNV nutzen, anstatt sich für eines von beidem entscheiden zu müssen. Besonders im Inneren der Städte sei diese Umsetzung schwieriger, da es dort an Raum für notwendige Infrastruktur fehle.
Ein bemerkenswerter Vorteil dieses Ansatzes ist das enorme Potenzial zur CO2-Einsparung. Statt 100 Kilometer pro Strecke mit dem Auto zu fahren, könnten Pendler beispielsweise nur noch 20 oder 25 Kilometer zu einem Umstiegs-Hub fahren und von dort auf die Bahn umsteigen. Dies würde täglich bis zu 150 Kilometer weniger Autofahrt bedeuten und somit erheblich zum Klimaschutz beitragen.
Das preisgünstige Deutschlandticket für 49 Euro monatlich böte im ländlichen Raum eine deutliche Entlastung und Vereinfachung. Bisher waren Monatskarten für Pendler auf dem Land deutlich teurer als in städtischen Gebieten. Damit das Angebot jedoch effektiv greift, bedarf es neben der Tarifänderung auch einer wesentlichen Verbesserung der Infrastruktur und Angebote.
Wissing unterstrich die Notwendigkeit einer Neuausrichtung der Verkehrsinfrastrukturen im ländlichen Raum hin zu einem multimodalen Verkehrssystem. Die Kombination von automobilen Annehmlichkeiten und der Effizienz der Schiene sei ein konstruktiver Ansatz, um den ländlichen Raum zu modernisieren. Staatliche Zwangsmaßnahmen hingegen seien in einer freien Gesellschaft nicht zielführend.
Trotz der Einführung des Deutschlandtickets, das mittlerweile durchschnittlich 11,2 Millionen Abonnenten monatlich zählt, wird es vorwiegend in städtischen Regionen genutzt. Lediglich 21 Prozent der Nutzer stammen aus dem ländlichen Raum. Laut Umfragen des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) haben zwar 16 Prozent der Deutschlandticket-Nutzer ihr Auto seltener seit dem Abonnement genutzt, die erhoffte Verkehrsverlagerung blieb jedoch aus.
Die Verkehrsminister von Bund und Ländern beraten seit längerem über einen Ausbau- und Modernisierungspakt für den ÖPNV. Die Länder fordern zudem vom Bund eine erhebliche Erhöhung der Regionalisierungsmittel, um die bestellten Leistungen der Verkehrsunternehmen finanzieren zu können.