Die geplante Sitzung der Opec+-Länder zur Zukunft ihrer Produktionsbeschränkungen wurde überraschend verschoben, was auf ein erhöhtes Maß an Spannungen innerhalb des Öl-Kartells hinweist. Ursprünglich sollte das Treffen am Sonntag stattfinden, wurde jedoch auf den 5. Dezember verlegt, um mit einer Sitzung des Golf-Kooperationsrates in Kuwait nicht zu kollidieren. Fünf der sieben Mitglieder dieses Rates gehören ebenfalls der Opec+ an.
Hinter den Kulissen brodelt es: Saudi-Arabien und Russland führten erst kürzlich intensive Gespräche mit Kasachstans Energieminister. Bekanntlich hat Kasachstan die vereinbarten Produktionsziele immer wieder überschritten, was Unmut hervorrief. Experten wie Amrita Sen von Energy Aspects erwarten, dass die Einhaltung der bestehenden Quoten im Zentrum der Diskussionen stehen wird.
Kasachstan plant, seine Ölförderung zu erhöhen, angefacht durch die Entwicklungen im Tengiz-Ölfeld. Dieses Anliegen stößt jedoch innerhalb der Opec+ auf Widerstand. Länder wie Irak und Kasachstan hatten bereits Anfang des Jahres Vorschläge eingereicht, um ihre Überschreitungen der Produktion im zweiten Halbjahr auszugleichen.
Ein ähnlicher Streit über Quoten veranlasste im vergangenen Jahr Angola, die Opec zu verlassen. Jorge León von Rystad Energy betont die brisante Lage: Würde Kasachstan als Präzedenzfall einen höheren Ausgangswert für seine Produktionskapazität erhalten, könnten weitere Länder folgen. Dennoch glaubt er nicht, dass Kasachstan die Opec+ verlassen wird.
Die Opec+-Mitgliedsländer werden voraussichtlich bei der vertagten Sitzung eine Verlängerung der aktuellen Kürzungen sowie der zusätzlichen freiwilligen Kürzungen beschließen. Währenddessen hielt sich der Brent-Ölpreis stabil bei $72,65 pro Barrel, ein Anstieg von 0,5 Prozent.