Die Ölproduzenten-Gruppe OPEC Plus hat beschlossen, ihre Produktionskürzungen mindestens bis Dezember zu verlängern. Der Schritt erfolgte auf dem Hintergrund einer schwachen Nachfrage und wurde insbesondere von Analysten überraschend aufgenommen.
Hinter diesem zurückhaltenden Manöver steht die Sorge um die seit Juli um etwa 15 Prozent gefallenen Brent-Preise, die sich aktuell auf rund 72 US-Dollar pro Barrel belaufen. Bereits geplante Produktionssteigerungen sollten ursprünglich ab Juni eingeleitet werden, um über zwei Millionen Barrel pro Tag wieder auf den Markt zu bringen. Diese Pläne werden nun revidiert, um einen Preisverfall zu bremsen und das Marktvertrauen zu stärken.
Analysten führen den Preisrückgang auf eine nachlassende Nachfrage, besonders in China, sowie auf ein zu erwartendes Ansteigen der Fördermengen aus Ländern außerhalb der OPEC zurück, wie Brasilien, Kanada, Guyana und den Vereinigten Staaten. Insbesondere die Pläne von Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten zur Produktionssteigerung hatten zum Verdruss beigetragen.
Insgesamt halten die OPEC Plus-Mitglieder etwa fünf Millionen Barrel pro Tag zurück, was rund fünf Prozent des weltweiten Angebots entspricht. Eine plötzliche Freigabe dieser Menge würde die Märkte überfluten und könnte eine Preiskrise auslösen. Das verzögerte Vorhaben zielt darauf ab, die negative Marktstimmung zu korrigieren, auch wenn die Wirkung dieses Manövers noch unklar ist.
Giacomo Romeo von Jefferies schätzt, dass diese Entscheidung ausreichend sein könnte, um signifikante Lagerbestandszuwächse zu verhindern, selbst wenn die Nachfrage aus China weiterhin schleppend bleibt. Dennoch ist die Position Saudi-Arabiens, des De-facto-Führers der OPEC, nicht zu unterschätzen.
Saudi-Arabien und seine nationale Ölgesellschaft Saudi Aramco dominieren den Markt und können weitgehend nach eigenem Ermessen handeln. Andere Mitglieder wie die Vereinigten Arabischen Emirate und Irak verfolgen jedoch eigene Interessen, etwa höhere Fördermengen zur Erschließung neuer Ölquellen. Jim Burkhard von S&P Global Insights betont die Notwendigkeit von Produktionssteigerungen, um die Einheit der OPEC Plus zu wahren und Abweichungen einzelner Länder zu verhindern.
Schlussendlich gelang es Saudi-Arabien offenbar, seine Partner von einer signalisierten Produktionsdrosselung zu überzeugen. Die OPEC sprach in einer Erklärung von einer 'gestärkten Entschlossenheit und erneuten festen Verpflichtung' und kündigte an, die Kürzungen nach und nach zu reduzieren. Dies könnte jedoch bei Bedarf pausiert oder rückgängig gemacht werden.