In den Korridoren der internationalen Erdölpolitik sorgt eine neue Offenheit für Furore: Ein hochrangiger Beamter der OPEC+ hat öffentlich das geäußert, was viele insgeheim dachten – das Kartell hält die Ölpreise künstlich hoch und subventioniert damit indirekt seine Konkurrenten. Die Konsequenz dieser Strategie? Ein stagnierender Produktionszuwachs und fortlaufende Kürzungen in der Förderung.
Afshin Javan, die Nummer zwei der iranischen Delegation bei OPEC+, veröffentlichte kürzlich einen Kommentar über die staatliche Nachrichtenagentur Shana, in dem er offen die Überproduktion und die Eigenverantwortung der Gruppe durch jahrelange Kürzungen anprangerte. Diese Politik habe vor allem den USA ermöglicht, außerhalb der Gruppe eine höhere Produktion aufzubauen, wodurch der Spielraum für OPEC+ bei der Lockerung seiner Beschränkungen schrumpfe.
Die Offenbarung, die kurz darauf ohne nähere Erklärung gelöscht wurde, hat bereits Wellen geschlagen. Sie beleuchtet die Möglichkeit, dass weitere Mitglieder wie Gabun oder Äquatorialguinea dem Beispiel Angolas folgen und ihre Mitgliedschaft in OPEC+ überdenken könnten. Die daraus resultierende Unsicherheit hat zur Verschiebung des OPEC+-Treffens von Dezember auf den 5. Dezember geführt, während Saudi-Arabien fieberhaft an einem Plan arbeitet, die Ölpreise stabil zu halten.
Bereits im Juni kündigte die Gruppe eine schrittweise Produktionssteigerung ab September 2024 an, doch schwache Ölpreise zwangen OPEC+ bereits zweimal zur Verschiebung dieser Pläne, nun erneut von Oktober auf Januar. Das Aufschieben der Entscheidung verschafft wichtige Zeit, während Saudi-Arabien versucht, Irak und Kasachstan zur Einhaltung der Produktionsgrenzen zu bewegen. Kasachstan pocht dabei auf das Recht, seine Produktion zu erhöhen, was die Verhandlungen am 5. Dezember beeinflussen könnte.
Letztlich wird ersichtlich, dass OPEC+ das Wachstum seiner Rivalen fördert und sich dadurch immer tiefer in ein wirtschaftliches Dilemma treibt. Sollten die USA tatsächlich die Exporte aus Iran und Venezuela unter Donald Trump kappen, könnte dies eine unerwartete Entlastung für die Saudis bedeuten, doch es wäre kaum ein Zeichen erfolgreichen Managements durch OPEC+.
Im bisherigen Jahresverlauf lag der Durchschnittspreis für Brent-Öl bei etwa 80,5 US-Dollar pro Barrel. Diese Preisgestaltung reicht jedoch nicht aus, um die US-Schieferindustrie ernsthaft zu schröpfen. Effizienzgewinne und eine historische Perspektive auf die Preisentwicklung machen den Wettbewerb umso härter, während der technologische Fortschritt der Amerikaner ein beachtliches Produktionsniveau erhält.