23. Oktober, 2024

Wirtschaft

Opec gegen IEA: Ein energiepolitischer Showdown der Erwartungen

Opec gegen IEA: Ein energiepolitischer Showdown der Erwartungen

Die Opec hat zum dritten Mal in Folge ihre Prognose für die Ölnachfrage gesenkt, was mittlerweile fast einem Ritual gleicht. Selbst die gefährlichste Krise im Nahen Osten des Jahrhunderts schafft es nicht, den Preis für West Texas Crude über die Marke von 70 Dollar pro Barrel zu heben. Der Brent-Preis hat sich im unteren Bereich seiner Handelsspanne von 70-80 Dollar eingependelt, kaum genug, um die wirtschaftlichen Modelle der Erdölstaaten aufrechtzuerhalten.

Das Urteil der Internationalen Energieagentur (IEA) verstärkt diesen Trend und deutet auf das langsame Ableben der Ölwirtschaft hin. Laut ihrem World Energy Outlook soll die globale Ölnachfrage von derzeit etwa 100 Millionen Barrel pro Tag (b/d) auf 93 Millionen im Jahr 2030, 82 Millionen im Jahr 2035 und 54 Millionen im Jahr 2050 sinken, gemäß ihrem mittleren Szenario 'announced pledges'. Einige halten dies für abwegig, andere sehen es als zu konservativ angesichts rascher Fortschritte in der sauberen Technologie.

Im krassen Gegensatz dazu hält Opec an der Projektion steigender Nachfrage fest und sieht bis 2050 einen Anstieg der Erdölverkäufe auf 120 Millionen b/d voraus. Dabei bleibt der Einfluss von bindenden Klimaschutzverträgen und geplanten Verbrennungsmotor-Einschränkungen in vielen Teilen der Welt weitgehend unberücksichtigt.

China, der größte Importeur von Rohöl und LNG, strebt nach energiewirtschaftlicher Unabhängigkeit und ist auf dem besten Weg, seine Ziele für Solar- und Windkraftausbau bereits in diesem Jahr, sechs Jahre vor Plan, zu erreichen. Die chinesische Energiepolitik und die rasante Zunahme des Verkaufs neuer Energiefahrzeuge drohen die strukturellen Fundamente des globalen Rohstoffmarkts nachhaltig zu verändern.

In diesem dynamischen Szenario können sich die geopolitischen Spannungen um kritische Handelsrouten wie die Straße von Malakka weiter verschärfen. Chinas Bestrebungen, durch alternative Infrastrukturprojekte seine Abhängigkeit von Seehandel zu verringern, sind im Gange, aber noch im Entwicklungsstadium. Derweil treibt das Land den Ausbau heimischer Energiequellen voran, was die Notwendigkeit von Ölimporten weiter untergraben könnte.

Die Entwicklungen in den Schwellenländern und der Vormarsch günstiger Elektrofahrzeuge deuten auf eine rasche Transformation hin, die das Potenzial hat, die bisherige Ölwirtschaft erheblich umzukrempeln. Obwohl es weltweit Widerstand gegen die Elektrifizierung geben mag, zeigen die wirtschaftlichen Interessen der südlichen Halb- und Schwellenländer bereits heute, dass sie den Wandel aktiv vorantreiben.

Experten warnen davor, die festen Gewohnheiten der alten Erdölforderung als unveränderlich anzusehen. Wie die historische Entwicklung des Automobils zeigt, kann sich die öffentliche Wahrnehmung durch technologische Innovationen fundamental ändern und neue Marktparadigmen einführen.