03. Oktober, 2024

Märkte

OPEC: Ein Balanceakt zwischen Kapazitäten und Konflikten

OPEC: Ein Balanceakt zwischen Kapazitäten und Konflikten

Die Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) hat ausreichend Kapazitäten, um einen vollständigen Ausfall iranischer Ölproduktion auszugleichen, sollte Israel die Ölanlagen des Landes angreifen. Dennoch stünde die Gruppe vor Herausforderungen, wenn Iran im Gegenzug die Anlagen seiner Golfnachbarn attackiert. Diese geopolitischen Spannungen werden durch den jüngsten Raketenbeschuss Irans auf Israel und die Drohung von Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu gegen Iran weiter verschärft.

Mit einer täglichen Produktion von etwa 3,2 Millionen Barrel und einem globalen Anteil von 3% ist Iran ein bedeutendes Mitglied der OPEC. Trotz US-Sanktionen haben iranische Öl exporte in diesem Jahr Spitzenwerte erreicht, wobei chinesische Raffinerien den Großteil abnehmen. Peking folgt dabei nicht den einseitigen US-Sanktionen.

Die OPEC+ Allianz, zu der auch Russland und Kasachstan gehören, hat in den letzten Jahren die Produktion reduziert, um die Preise bei schwacher globaler Nachfrage zu stabilisieren. Analysten erwarten, dass Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate im Falle eines Engpasses ihre Produktion um insgesamt 4,4 Millionen Barrel täglich erhöhen könnten.

Während OPEC+ auf seiner jüngsten Sitzung geopolitische Spannungen unkommentiert ließ, bleibt die Anfälligkeit der Region ein heikles Thema für Analysten. Sollte sich die Krise verschärfen und zu Angriffen auf Energieinfrastrukturen in der Region führen, könnten strategische Reserven notwendig werden.

Indes zögert Israel vorerst, iranische Ölraffinerien oder die Ölexport-Drehscheibe Kharg Island anzugreifen. Erinnerungen an den Iran-Irak Krieg in den 1980er Jahren, als Kharg Island häufiges Ziel von Angriffen war, sind noch lebendig. Ein umfassender Konflikt mit Auswirkungen auf die Ölproduktion würde die Preise unweigerlich in die Höhe treiben, was auch politische Folgen, etwa für die Kampagne der US-Vizepräsidentin Kamala Harris gegen Donald Trump, haben könnte.

Insgesamt sieht sich die Ölbranche mit der Herausforderung konfrontiert, die Märkte bei geopolitischen Unruhen stabil zu halten. Die USA könnten eine besonnene Reaktion Israels anstreben, um weitere Eskalationen zu vermeiden, so der Analyst Warren Patterson von ING.