01. Oktober, 2024

Märkte

Onlinehandel unter Druck: Asiatische Plattformen im Aufwind

Onlinehandel unter Druck: Asiatische Plattformen im Aufwind

Der Onlinehandel, einst der große Gewinner der Pandemie, kämpft momentan mit stagnierenden Wachstumszahlen. Trotz der jahrelangen Erfolgsgeschichte und der vielen Vorteile des Onlinekaufs, wie günstigere Preise und der bequeme Lieferservice direkt nach Hause, konnte die Branche nicht an ihre Boomzeiten anknüpfen.

Nach einem enttäuschenden Jahr 2022, das von einem erheblichen Umsatzrückgang geprägt war, zeigen auch die Prognosen für 2023 keinen signifikanten Aufschwung. Das Kölner Handelsforschungsinstitut EHI rechnet lediglich mit einem nominalen Plus von 1 Prozent für die größten 1.000 Onlineshops. Preisbereinigt bedeutet dies jedoch erneut ein Minus.

Während viele Händler mit sinkendem Umsatz und gestiegenen Kosten zu kämpfen haben, gibt es dennoch Gewinner in der Branche. Asiatische Online-Plattformen wie Shein und Temu verzeichnen beeindruckende Wachstumsraten. Der chinesische Modehändler Shein steigerte in Deutschland seinen Umsatz um 30 Prozent und belegt nun Platz 18 der umsatzstärksten Online-Shops. Temu, erst seit April 2023 in Deutschland aktiv, hat sich ebenfalls gut etabliert und rangiert bei den Bestellungen bereits auf dem vierten Platz hinter Amazon, Ebay und Otto.

Diese asiatischen Plattformen profitieren von der derzeitigen Konsumstimmung und dem hohen Preisfokus der Kunden. Sie setzen die etablierten Anbieter unter Druck und zwingen selbst Marktführer Amazon dazu, Strategien anzupassen. Temu und Shein haben es zudem geschafft, ihren Marktanteil in Deutschland binnen eines Jahres mehr als zu verdoppeln.

Doch nicht alles an dem Erfolg der neuen Spieler wird positiv gesehen. Branchenvertreter wie Axel Augustin, Geschäftsführer des Handelsverbandes Textil Schuhe Lederwaren (BTE), kritisieren die Qualität der angebotenen Waren und fordern strengere Regulierungen durch die EU. Auch einige Kunden hegen Bedenken gegenüber den asiatischen Plattformen, da sie die Qualität der Produkte anzweifeln.

Ein kleiner Hoffnungsschimmer für die Branche zeigt sich bei den Kaufgewohnheiten der Konsumenten. Die Verunsicherung lässt leicht nach, und es gibt Anzeichen, dass sich die Käufe weiter vom stationären Handel ins Internet verlagern. Der Verband BEVH meldete zuletzt zwischen April und Juni das erste Marktwachstum im Onlinehandel seit zwei Jahren.

Dennoch bleibt der Boom der Corona-Jahre psychologisch belastend für die Branche, die nun an den Erfolg von damals gemessen wird. Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des HDE, fordert daher Verständnis: „Die großen Umsatzsprünge während der Pandemie sind schwer zu wiederholen. Eine realistische Perspektive auf die weitere Entwicklung ist jetzt nötig.“