Die Expansion der Ölkonzerne BP und Shell in den Stromsektor verzeichnet einen Rückschlag. In den vergangenen fünf Jahren hatten beide Unternehmen zusammen 18 Milliarden Dollar investiert, um bedeutende Akteure in der Elektrizitätswirtschaft zu werden. Nun ziehen sich die Giganten jedoch teilweise aus der Stromerzeugung zurück, nachdem sich das Vorhaben langsamer als erhofft entfaltete und auf erhebliche Skepsis stieß. Im Jahr 2019 hatte Shell ambitioniert das Ziel verkündet, die größte Stromfirma der Welt zu werden. Maarten Wetselaar, damals Leiter von Gas- und neuen Energien, prognostizierte damals, dass die Einnahmen aus Strom denen aus Öl und Gas bis in die 2030er Jahre gleichwertig sein könnten. BP folgte mit eigenen hochgesteckten Plänen und versprach, die Ausgaben für grüne Energien bis 2030 um das Zehnfache auf 5 Milliarden Dollar im Jahr zu steigern. Diese ambitionierte Planung umfasste die Erhöhung der Kapazität für erneuerbare Energie um das 20-fache auf 50 Gigawatt. Jedoch gaben die aktuellen Managementteams von BP und Shell nach einigen Jahren intensiver Investitionen zu, dass möglicherweise weder der Wettbewerbsvorteil noch ausreichend liquide Mittel vorhanden sind, um ihre Ziele im Bereich der erneuerbaren Elektrizität zu erreichen. Diese Entwicklung schlägt sich auch in den Aktienpreisen nieder – BP verzeichnete in diesem Jahr einen Rückgang von über 16 Prozent, während Shell um nahezu 2 Prozent fiel. Shell hat kürzlich seine Aktivitäten im Bereich Offshore-Windkraftreduktion gezeigt, unter anderem durch den Verkauf seines Geschäfts mit privaten Stromkunden in mehreren Ländern und den Rückzug aus dem chinesischen Strommarkt. BP hat seinerseits seine Offshore-Windaktivitäten in ein Joint Venture mit einem japanischen Partner eingebracht, um künftige Investitionslasten zu teilen. Analysten erwarten, dass BP seine Ziele für das Jahr 2030 bei erneuerbaren Energien möglicherweise nach unten korrigiert. Beide Unternehmen bleiben dennoch in den Bereichen Solarenergie, elektrische Fahrzeugladestationen und Stromhandel engagiert. Shell teilte mit, seine Stromsparte in zwei Einheiten aufgespalten zu haben, um sowohl auf Stromerzeugung als auch auf Handel zu fokussieren. Brancheninsider sehen die Rückzüge als Korrektur nach optimistischen Investitionen, die sich als risikoanfälliger herausgestellt haben, als zunächst angenommen. Andere europäische Ölkonzerne wie Equinor und Eni überdenken ebenfalls ihre Pläne und suchen nach kapitalärmeren Wegen zur Dekarbonisierung. Die Veränderung der Strategie unterstreicht die zunehmende Schwierigkeit für börsennotierte Ölkonzerne, in der Energiewende einen nachhaltigen Kurs zu finden.
Grün
Ölriesen BP und Shell: Kurskorrektur im Energiesektor
