Ölpreise vor Rekordhoch: Komplexe Marktdynamiken und politische Elemente beeinflussen den Markt

Die Ölpreise stehen vor einem erneuten Rekordhoch nach einem Rückgang der globalen Lagerbestände. Tamar Essner, Hauptverantwortliche bei Vectis Energy Partners, beleuchtet im Gespräch mit Yahoo Finance die aktuelle Lage des Rohstoffmarktes und mögliche Auswirkungen der bevorstehenden Präsidentschaftswahlen auf die Preise. Essner betont, dass die OPEC derzeit etwa 5,5 Millionen Barrel stillgelegt hat, die jedoch wieder auf den Markt gebracht werden sollen. Gleichzeitig wird im nächsten Jahr ein erheblicher Anstieg der Produktion von Nicht-OPEC-Ländern erwartet. Diese erhöhte Angebotslage trifft auf eine nach wie vor starke, aber leicht abschwächende Nachfrage. Dies erzeuge ein schwieriges Umfeld, da der Markt Druck auf die OPEC ausübe, entweder ihre Strategie zu ändern oder die Förderkürzungen weiter zu vertiefen – eine schmerzhafte Option für die Organisation. Zudem stellt Essner heraus, dass es für die OPEC sehr schmerzhaft sein würde, die Produktion weiter zu kürzen, da sie bereits jetzt Rekordkürzungen verzeichnet. Trotz der hohen Nachfrage befindet sich die OPEC in einer herausfordernden Position, da sie die Produktion in anderen Ländern subventioniert und Marktanteile verliert. Mit weniger als zwei Monaten bis zur Präsidentschaftswahl glaubt Essner nicht, dass diese kurzfristig einen wesentlichen Einfluss auf den Ölmarkt haben wird. Obwohl viele die Ölfrage als eine klare Auseinandersetzung zwischen Vizepräsidentin Kamala Harris und dem ehemaligen Präsidenten Donald Trump sehen, erklärt Essner, dass diese Komplexität deutlich größer ist. Ihrer Einschätzung nach werden US-Unternehmen disziplinierter in ihrer Produktion vorgehen. Selbst wenn die Produktion leicht steigen sollte, könnten politische Maßnahmen ergriffen werden, um den Ölverbrauch zu fördern, etwa durch geringere Fahrzeugeffizienz. Sie hebt hervor, dass es schwer vorherzusagen ist, wie sich Trump außenpolitisch verhalten würde, insbesondere hinsichtlich der Durchsetzung von Sanktionen gegen iranisches Öl, was kurzfristig einen preistreibenden Effekt haben könnte. Allerdings hat der Iran seine Fähigkeit zur Umgehung dieser Sanktionen verbessert.