Ölpreise könnten trotz vorherrschendem Marktdefizit unter ihrem fairen Wert liegen. Dies äußerten führende Wirtschaftsexperten von Goldman Sachs und Morgan Stanley. Ein bedeutendes Risiko stellt dabei die mögliche Einschränkung des iranischen Angebots durch Sanktionen unter dem zukünftigen US-Präsidenten Donald Trump dar.
Daan Struyven, der globale Mitverantwortliche für Rohstoffforschung bei Goldman Sachs, betonte, dass die Ölpreise derzeit rund fünf Dollar unter dem angemessenen Niveau liegen. Grund dafür sei das jüngste Bestandsniveau. Der Ölmarkt verzeichnete im vergangenen Jahr ein Defizit von etwa 500.000 Barrel pro Tag. China und die USA stocken ihre strategischen Reserven auf, um ihre Energiesicherheit zu gewährleisten.
Diese Faktoren, gepaart mit einer verminderten Förderung durch OPEC+ Produzenten und verschärften Sanktionen gegen den Iran, könnten in naher Zukunft die Ölpreise ansteigen lassen. Erwartet wird eine Spitze beim Brent-Ölpreis von etwa 78 Dollar pro Barrel bis kommenden Juni. Danach prognostiziert Struyven einen Rückgang auf 71 Dollar bis 2026, da genügend Reserven zur Verfügung stehen, um Angebotsschwankungen auszugleichen.
Bewegungen an den Märkten ergaben sich auch aus geopolitischen Entwicklungen. Mit Brent-Futures, die unter 73 Dollar gehandelt werden, und einer Waffenruhe zwischen Israel und der Hisbollah stehen OPEC+ Mitglieder in Diskussionen zur Anpassung ihrer Produktions-Kürzungen.
Martijn Rats, führender Rohstoffstratege bei Morgan Stanley, zeigte letzte Woche auf, dass die Ölpreise angesichts niedriger Lagerbestände einige Dollar höher sein sollten. Die besorgniserregende Schwäche bei der Nachfrage und dem Angebot lässt ein Überangebot im nächsten Jahr erwarten. Nicht-OPEC+ Förderer könnten die Ursache sein, obgleich in der Vergangenheit bei sinkenden Preisen Produktionseinschränkungen und steigende Nachfrage üblich waren.