Die Ölpreise sind zu Wochenbeginn leicht zurückgegangen, bleiben jedoch in der Nähe von Viermonatshochs, während China und Indien nach neuen Lieferanten suchen. Diese Entwicklungen sind eine Reaktion auf die jüngsten Sanktionen der Biden-Administration gegen russisches Öl, die als die bisher härtesten gelten.
Die Brent-Rohöl-Futures fielen um 22 Cent auf 80,79 US-Dollar pro Barrel, während der Preis für US-West Texas Intermediate (WTI) um 16 Cent auf 78,66 US-Dollar pro Barrel sank. Zuvor hatten die Preise am Montag um etwa 2 % zugelegt, nachdem das US-Finanzministerium Sanktionen gegen Gazprom Neft und Surgutneftegas sowie 183 Schiffe aus der sogenannten russischen "Schattenflotte" verhängt hatte. Dies könnte Russland Milliarden pro Monat kosten, so ein US-Beamter.
Experten von ING schätzen, dass die Sanktionen bis zu 700.000 Barrel pro Tag vom Markt nehmen könnten, was das erwartete Überangebot in diesem Jahr ausgleichen würde. Dennoch dürfte der tatsächliche Effekt geringer ausfallen, da sich Käufer und Verkäufer Wege um die Sanktionen herum suchen könnten.
Robert Rennie von Westpac betonte, dass die neuen Maßnahmen bis zu 800.000 Barrel pro Tag russischer Rohölexporte betreffen könnten. Damit könnte der Brent-Preis auf 85 US-Dollar pro Barrel klettern, unterstützt durch die Verlängerung der OPEC+ Förderkürzungen. Goldman Sachs prognostizierte bereits einen kurzzeitigen Anstieg auf 85 US-Dollar und sogar 90 US-Dollar, sollte die russische Förderung mit einem Rückgang der iranischen Produktion einhergehen.
US-Präsident Joe Biden versicherte, dass die Preise nach den Sanktionen stabil bleiben sollen und nicht auf die Geldbeutel der US-Verbraucher zielen. Eine schwächere Nachfrage aus China könnte die Auswirkungen des knapp gewordenen Angebots mildern, da Chinas Ölimporte 2024 erstmals seit zwei Jahrzehnten außerhalb der COVID-19-Pandemie zurückgingen.
Zudem forderten sechs europäische Länder die EU auf, den Preisdeckel von 60 US-Dollar pro Barrel für russisches Öl zu senken, um Russlands Kriegsfähigkeit in der Ukraine weiter zu schwächen.