Ein harter Schnitt – und eine ungewisse Zukunft
Noch vor wenigen Wochen schien es, als könnte Venezuelas Machthaber Nicolás Maduro auf eine pragmatische Neuordnung der Beziehungen zu den USA hoffen. Doch mit einem Federstrich hat Donald Trump diese Perspektive zunichtegemacht: Ab April darf Chevron kein Öl mehr in Venezuela fördern.
Eine drastische Entscheidung, die nicht nur die Wirtschaft des südamerikanischen Landes massiv treffen wird, sondern auch geopolitische Spannungen verschärfen dürfte.
Der Schritt ist eine klare Abkehr von der Strategie seines Vorgängers Joe Biden, der 2022 Sondergenehmigungen für den US-Ölkonzern Chevron erteilt hatte – im Gegenzug für demokratische Reformversprechen des Regimes.
Doch nachdem Maduro diese Zusagen nicht einhielt, macht Trump nun ernst. "Wir werden die kriminellen Machenschaften dieses Diktators nicht weiter finanzieren", verkündete er auf Truth Social.
Doch was bedeutet dieser plötzliche Strategiewechsel für Venezuela, die USA und die weltweite Ölversorgung?
Ein finanzieller Tiefschlag für Caracas
Die Zahlen sprechen für sich: Rund 240.000 Barrel Öl pro Tag exportierte Chevron im Januar in die USA – etwa ein Viertel der gesamten venezolanischen Produktion. Für das Maduro-Regime bedeutete das Einnahmen von bis zu drei Milliarden Dollar pro Jahr. Diese Finanzspritze fällt nun abrupt weg.
Noch schwerwiegender ist, dass auch europäische und asiatische Unternehmen wie Italiens Eni, Spaniens Repsol oder Indiens Reliance Industries Sondergenehmigungen für die venezolanische Ölförderung besitzen.
Sollte Trump den Bann auf alle westlichen Unternehmen ausweiten, könnte die Hälfte der venezolanischen Ölexporte von einem Tag auf den anderen versiegen.

Venezuela, einst einer der weltgrößten Ölexporteure, produziert heute nur noch rund eine Million Barrel pro Tag – weniger als ein Drittel des einstigen Höchststandes. Grund dafür sind Jahrzehnte von Misswirtschaft, Korruption und mangelnder Instandhaltung der Förderanlagen. Ohne westliche Technologie wird es für Caracas extrem schwierig, die Produktion aufrechtzuerhalten.
Die einzige Alternative bleibt der illegale Schwarzmarkt – doch dort diktiert China die Preise, und Peking kauft venezolanisches Schweröl nur mit hohem Preisabschlag. Das bedeutet: Noch weniger Deviseneinnahmen für das Regime.
Trumps Agenda: Druck statt Verhandlung
Trumps Schritt markiert eine Rückkehr zu seiner Politik des "maximalen Drucks", mit der er bereits in seiner ersten Amtszeit versuchte, das Regime in Caracas wirtschaftlich auszutrocknen. Damals waren US-Unternehmen gezwungen, sich aus Venezuela zurückzuziehen, und alle Öl-Deals mit Maduro wurden verboten.
Doch nach Trumps Wahlsieg schien zunächst eine Annäherung möglich: Sein Sondergesandter Richard Grenell verhandelte mit Maduro über die Freilassung amerikanischer Gefangener und eine verstärkte Zusammenarbeit bei der Rückführung venezolanischer Migranten.
Nun der radikale Kurswechsel – und dieser könnte nicht nur auf Maduros gebrochene Wahlversprechen zurückzuführen sein. Im Hintergrund ziehen auch geopolitische Interessen und inneramerikanische Machtkämpfe die Fäden.
Rubio gegen Grenell: Der Machtkampf in Trumps Team
In Washington gibt es zwei konkurrierende Lager in der Venezuela-Politik:
- Richard Grenell, ein Vertrauter Trumps, favorisierte eine pragmatische Linie und suchte eine diplomatische Lösung mit Maduro.
- Marco Rubio, Trumps neuer Außenminister und ein Hardliner in Lateinamerika-Fragen, forderte hingegen einen kompromisslosen Kurs gegen das Regime.
Rubio, ein lautstarker Kritiker Maduros, hatte wiederholt verlangt, alle Öl- und Gaslizenzen aus der Biden-Ära zu annullieren. Und offenbar hat er sich durchgesetzt: Mit dem Lizenzentzug von Chevron und potenziell weiteren Unternehmen hat Trump nun den Druck auf Caracas drastisch erhöht.
Risiken für die USA und den Ölmarkt
Doch während das Embargo Maduro wirtschaftlich schwächen wird, birgt es auch Risiken für die USA und den globalen Ölmarkt:
- Steigende Ölpreise:
Venezuela ist zwar kein entscheidender Faktor für den Weltmarkt, doch der Produktionsrückgang könnte in Zeiten ohnehin angespannter Energiemärkte den Ölpreis weiter nach oben treiben. - Neue Allianzen für Maduro:
Ohne Einnahmen aus legalen Ölverkäufen wird sich Venezuela noch stärker an China, Russland und den Iran binden – genau das, was Washington eigentlich verhindern wollte. - Mehr Flüchtlinge:
Die venezolanische Wirtschaft könnte durch das US-Embargo um bis zu 7,5 % schrumpfen. Millionen weiterer Menschen könnten das Land verlassen und in die USA fliehen – eine Entwicklung, die Trumps Wählerbasis eigentlich vermeiden wollte.
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