Bundeskanzler Olaf Scholz ergriff im Bundestag die Gelegenheit einer umfassenden Rede, um die derzeitige politische Dynamik neu zu gestalten. Er nutzte dabei die Gelegenheit, der FDP und namentlich deren Vorsitzendem Christian Lindner eine deutliche Standpauke zu halten. Scholz äußerte, dass fortgesetzte Blockaden der FDP sowohl der Regierung als auch der Demokratie geschadet hätten. Diese deutliche Kritik sorgte jedoch für lebhafte Reaktionen aus den Reihen der Union, wobei Friedrich Merz die Äußerungen als Antwort als respektlos und unverschämt bezeichnete.
Scholz stellte klar, dass seine heutige Vertrauensfrage im Zeichen einer um sieben Monate vorgezogenen Parlamentswahl stehe. Eine Wahl, die den Bürgern die Möglichkeit geben solle, den politischen Kurs des Landes zu bestimmen. Seine Ansprache konzentrierte sich auf zentrale politische Projekte für den kommenden Wahlkampf: stabile Rentensysteme, Anhebung des Mindestlohns und keine Lieferung von Taurus-Raketen an die Ukraine. Diese Punkte sollen das Vertrauen und die Unterstützung der Wähler sichern.
Mit seiner Frau Britta Ernst an seiner Seite betrat Scholz das Bundestagsplenum, wissend, dass der Ausgang der Vertrauensfrage ihm keine positiven Aussichten für eine Mehrheit verspricht. Trotz der Unterstützung aus SPD-Reihen mit 207 Stimmen und einem möglichen Votum der Grünen, würde er eine Mehrheit verfehlen. Es sind einige Abgeordnete der AfD wie Jürgen Pohl, Christina Baum und Edgar Naujok, die Interesse an einer Unterstützung signalisiert haben - eine Situation, die die Grünen mit ihrer Empfehlung zur Enthaltung vermeiden wollen.
Spitzenvertreter der CDU/CSU, wie Thorsten Frei, äußerten klar, dass sie geschlossen gegen Scholz stimmen wollen, womit insgesamt 196 Abgeordnete ihm das Misstrauen aussprechen werden. Unterdessen unterstrich Rolf Mützenich, SPD-Fraktionsvorsitzender, dass seine Partei voll hinter Scholz stehe und seine Unterstützung unumstritten sei. Sollte Scholz die Vertrauensfrage verlieren, wäre ein Gang zu Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier unvermeidlich, um eine Auflösung des Bundestags zu erreichen und die Weichen für Neuwahlen zu stellen.
Steinmeier signalisierte bereits die Akzeptanz des Wahltermins am 23. Februar, jedoch nicht ohne zuerst mit allen Fraktionen Rücksprache zu halten. Er legt Wert auf staatliche Gründlichkeit und Ruhe im Prozess dieses politischen Übergangs. Die Regierung unter Scholz bleibt bis zur Bildung einer neuen Koalition handlungsfähig und voll im Amt.