Die Fachkräftesituation in Deutschland bleibt weiterhin angespannt, obwohl die Zahl der offenen Stellen im September gesunken ist. Laut einer Untersuchung des Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung (Kofa) des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) befindet sich die Fachkräftelücke trotz eines Rückgangs von 13 Prozent im Vorjahresvergleich weiterhin auf einem hohen Niveau. Mit saisonbereinigt gut 510.000 offenen Stellen können mehr als vier von zehn Stellen nicht mit passend qualifiziertem Personal besetzt werden.
Experten zufolge ist die schwierige wirtschaftliche Lage die Hauptursache für den leichten Rückgang bei den offenen Stellen. Dennoch gibt es in einigen Branchen einen starken Bedarf an Fachkräften. Insbesondere in der regenerativen Energietechnik ist die Anzahl der offenen Stellen im Vergleich zum Vorjahr um 190 Prozent gestiegen. Auch andere Berufe im Zusammenhang mit der Energiewende verzeichnen einen deutlichen Zuwachs. Studienautorin Valeria Quispe warnt jedoch davor, dass die steigende Fachkräftelücke in diesen Berufen das Erreichen der Klimaziele gefährden könnte.
Besonders angespannt ist die Personalsituation im Bereich "Überwachung und Steuerung des Eisenbahnverkehrsbetriebs" sowie in der "Gebäudetechnik". In beiden Berufsfeldern gibt es nur jeweils elf passend qualifizierte Arbeitslose auf 100 Stellen. Dabei variiert der Bedarf an Fachkräften je nach Berufsgruppe erheblich. Besonders stark rückläufig ist die Nachfrage im Bereich "Sprach-, Literatur-, Geistes-, Gesellschafts- und Wirtschaftswissenschaften, Medien, Kunst, Kultur und Gestaltung" mit einem Rückgang von 13,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Obwohl die Zahl der offenen Stellen gesunken ist, ist die Anzahl der qualifizierten Arbeitslosen im September auf über eine Million gestiegen, was einem Anstieg von 7,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat entspricht. Expertin Quispe empfiehlt, An- und Ungelernte verstärkt in den Blick zu nehmen und durch gezielte Weiterbildungsmaßnahmen zumindest einen Teil von ihnen zu qualifizierten Fachkräften auszubilden.