04. Juli, 2024

Technologie

Nur ein Fünftel der Webshops in Deutschland ist barrierefrei

Nur ein Fünftel der Webshops in Deutschland ist barrierefrei

Eine jüngste Studie, die von Google, der Förderorganisation 'Aktion Mensch' und der Stiftung Pfennigparade vorgestellt wurde, kommt zu alarmierenden Ergebnissen: Lediglich 20 Prozent der meistbesuchten Webshops in Deutschland sind teilweise barrierefrei. Dies stellt einen Rückgang im Vergleich zum Vorjahr dar, in dem noch 25 Prozent der populären Webshops barrierefrei waren.

Für viele Menschen stellt dieser Zustand erhebliche Hürden dar. In Deutschland leben 7,8 Millionen Menschen mit anerkannter Schwerbehinderung, darunter etwa 350.000 Personen mit Blindheit oder Sehbehinderung. Experten untersuchten im Rahmen der Studie 71 besonders populäre Online-Shops und fanden heraus, dass nur 15 dieser Websites über die Tastatur ohne Nutzung der Maus bedienbar sind – eine Grundvoraussetzung für viele Menschen mit Behinderung.

Auffällig ist, dass viele Webshops ohne deutliche Kontraste arbeiten, was die Lesbarkeit von Texten und das Erkennen von wichtigen Symbolen beeinträchtigt. Auch die unlogische Tab-Reihenfolge stellt eine Herausforderung dar, die das Navigieren, Informieren und Auswählen von Produkten erschwert. Eingeblendete Inhalte wie Banner oder Cookie-Hinweiskästen, die den Hauptinhalt verdecken und schwer zu schließen sind, verschärfen die Situation zusätzlich.

Die Überwachung und die Durchführung der Tests übernahmen geschulte Testerinnen und Tester mit verschiedenen Beeinträchtigungen, begleitet von der Überwachungsstelle des Bundes für Barrierefreiheit von Informationstechnik (BFIT-Bund). Christina Marx, Sprecherin der Aktion Mensch, betonte: ‚Es ist an der Zeit, digitale Barrieren abzubauen – zumal es in einem Jahr keine Ausreden mehr gibt.‘ Viele Unternehmen würden dadurch potenzielle Kundinnen und Kunden ausschließen, wenn sie ihre Webseiten nicht barrierefrei gestalten. Laut Marx liege es im eigenen Interesse der Unternehmen, dies zu ändern, da von einem einfachen und komfortablen Zugang zu Webseiten letztlich alle profitieren.

Die Dringlichkeit wird auch durch die EU-Richtlinie zur digitalen Barrierefreiheit unterstrichen, die den gesamten Online-Handel für Verbraucher künftig barrierefrei gestalten muss. Der Sozialverband Deutschland (SoVD) wies auf weiteren Handlungsbedarf in den meisten gesellschaftlichen Bereichen hin. Die SoVD-Vorstandsvorsitzende, Michaela Engelmeier, erklärte, dass es höchste Zeit sei, digitale Barrieren abzubauen und sicherzustellen, dass alle Menschen gleichberechtigt am gesellschaftlichen Leben teilhaben können.